Baerbock: Der Hunger im Gazastreifen nährt den Terrorismus

Artikel von dw.com  •

 

Die deutsche Außenministerin nutzte ihre Reise zur COP28 in Dubai, um dort auch ein Warenlager für den Gazastreifen zu besichtigen. Die Beseitigung von Hunger ist für Annalena Baerbock entscheidend bei der Terrorabwehr.

Annalena Baerbock beim Rundgang durch das vom Welternährungsprogramm (WFP) betriebenen Warenlager in Dubai

Annalena Baerbock beim Rundgang durch das vom Welternährungsprogramm (WFP) betriebenen Warenlager in Dubai © Sebastian Rau/photothek/picture alliance
 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sieht durch den Hunger der Menschen im Gazastreifen eine wachsende Gefahr für Terrorismus. "Wir sehen auf dramatische Art und Weise nicht nur das Leid, sondern der Hunger nährt auch weiteren Terrorismus", sagte die Grünen-Politikerin in Dubai bei einem Besuch eines Warenlagers, über das ein Großteil der Hilfe des Welternährungsprogramms (WFP) für den Gazastreifen läuft.

"Es kommt auf jede Packung Ernährungskekse an"

"Deswegen ist es im zentralen Sicherheitsinteresse von Israel, dass die Menschen mit Lebensmitteln, mit Wasser, mit Medikamenten versorgt werden können", sagte Baerbock. Sie betonte in diesem Zusammenhang auch die Rolle Deutschlands, das - neben den USA - der stärkste Geber für das WFP und das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) sei. Seit Beginn des Gaza-Kriegs habe die Bundesregierung ihre humanitäre Hilfe für die Palästinenser und insbesondere die Menschen in Gaza noch einmal erhöht. "Sie beläuft sich in diesem Jahr auf 179 Millionen Euro, und wir werden diese Hilfe weiter verstärken."

 

 

Die Bundesaußenministerin im Gespräch mit Walid Ibrahim vom WFP, der wichtigsten UN-Institution im Kampf gegen den globalen Hunger

Die Bundesaußenministerin im Gespräch mit Walid Ibrahim vom WFP, der wichtigsten UN-Institution im Kampf gegen den globalen Hunger © Hannes P Albert/dpa/picture alliance

 

Die Ministein dankte zugleich den Vereinigten Arabischen Emiraten, die dem Welternährungsprogramm das Logistikzentrum in Dubai nach dessen Angaben kostenlos zur Verfügung stellen. "Jedes Menschenleben ist gleich viel wert, und deswegen kommt es auch auf jede Packung Ernährungskekse an, die hier verschickt wird. Es kommt auf jeden Transporter an, der in die Region kommen kann."

"Frauen und Kinder sterben als erste"

Der Kampf Israels gelte dem Terrorismus und der Hamas und nicht unschuldigen Zivilisten im Gazastreifen, unterstrich Baerbock. Die Hamas wird von Israel, Deutschland, der EU, den USA und einigen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft. Die Ministerin forderte jedoch erneut mehr Schutz für die Palästinenser dort. "Wir erleben dieser Tage auch, dass insbesondere Frauen und Kinder auch wieder in Gaza am meisten leiden. Sie bekommen Essen zuletzt und sterben als erste."

Baerbock drängte auch auf humanitäre Pausen für Hilfsleistungen, mehr Lastwagen, die aus Ägypten über den Grenzübergang in Rafah kommen könnten, und die Öffnung weiterer Grenzübergänge zur Versorgung der Menschen mit dem Nötigsten. Schließlich verlangte sie erneut: "Die israelische Armee muss die Zivilisten in Gaza besser schützen."

Baerbock hält sich derzeit in Dubai vorrangig auf, um an der UN-Klimakonferenz (COP28) teilzunehmen. Dort startete am Freitag die zweite und entscheidende Verhandlungswoche.

sti/uh (afp, dpa)