PEN International: Generalsekretärin Regula Venske tritt zurück
Die Hamburger Autorin Regula Venske legt ihr Amt im Schriftstellerverband PEN International nieder. Sie begründet den Rücktritt mit dem »Mangel an Empathie« in Aussendungen des Londoner Sekretariats der Vereinigung.
Die Hamburger Schriftstellerin Regula Venske hat den internationalen PEN-Präsidenten Burhan Sönmez gebeten, sie mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt als internationale Generalsekretärin des internationalen PEN zu entbinden. Die ehemalige Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland nannte als Grund für ihren Rücktritt verschiedene Statements des Londoner Sekretariats der internationalen Autorenorganisation zu den aktuellen Ereignissen im Nahen Osten.
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Die Stellungnahmen des PEN International habe sie vor der Publikation weder gesehen, noch hätte sie diese gebilligt, so Venske: »Mit Entsetzen habe ich am Abend des 10. Oktobers die Aussendung seitens des Londoner Sekretariats gelesen, deren Mangel an Empathie für die israelischen Opfer des Hamas-Massakers vom 7. Oktober mich zutiefst schockiert und deprimiert hat.«
In dem Statement vom 10. Oktober hieß es unter anderem: »Die Eskalation der Gewalt begann am 7. Oktober, als die Hamas Raketen auf Israel abfeuerte und eine noch nie dagewesene Operation ihrer Kämpfer in den an den Gazastreifen angrenzenden israelischen Siedlungen startete. Israel schlug mit einem überwältigenden Bombardement ganzer Wohngebiete zurück und begann mit einer totalen Belagerung des Gazastreifens.«
Von Freunden verraten
Julia Fermentto-Tzaisler, Gründerin des israelischen PEN, hatte in einem Gastbeitrag für die »Süddeutsche Zeitung« geschrieben, sie fühle sich von Freunden verraten und benannte ausdrücklich das Statement des PEN International: »Nach einer flüchtigen Erwähnung von Gewalt und einer ›Operation‹ von ›Kämpfern‹ erklären sie Israel zum Bösewicht.«
Regula Venske, im Herbst 2022 auf dem 88. internationalen PEN-Kongress in Uppsala zur International Secretary gewählt, schreibt, sie sei zu dem Schluss gekommen, dass sie in den derzeitigen Strukturen von PEN International in Sachen Presseaussendungen wenig ausrichten könne. Auch dass die Prozesse zur Aufnahme eines PEN Israel lange verzögert wurden, sei für Venske nicht hinnehmbar.
Der Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland, Michael Landgraf, hatte bereits bei einer gemeinsamen Podiumsdiskussion auf der Frankfurter Buchmesse erkannt, »dass es in der Auslegung des Nahostkonflikts eine konträre Position des PEN-Zentrums Deutschland zu den Offiziellen von PEN International gibt«. Das PEN-Zentrum Deutschland habe daraufhin eine eigene Presseerklärung herausgegeben, in der der brutale Angriff der Hamas auf Israel verurteilt, den Opfern des Krieges gedacht und die Bemühungen um das verbindende Wort in den Vordergrund gestellt werden.
Regula Venske betonte, dass sie sich weiterhin für die Menschenrechte, für Frieden und Völkerverständigung einsetzen werde.