Zentralrat der Muslime warnt vor Pauschalverdacht wegen Pro-Palästina-Protesten

Die Welt

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland dpa/Friso Gentsch

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland dpa/Friso Gentsch © Bereitgestellt von WELT

 

In Berlin kam es nach dem Hamas-Angriff auf Israel immer wieder zu pro-palästinensischen Demonstrationen, inklusive Krawallen. Der Zentralrat der Muslime sieht die islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland unter Generalverdacht und teilweise mit unwahren Behauptungen konfrontiert.

Der Zentralrat der Muslime hat angesichts der Proteste zum Nahost-Konflikt in Deutschland vor pauschalen Verdächtigungen von Muslimen gewarnt. In einer Erklärung forderte der Zentralrat am Freitag zudem, öffentliche Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Streifen äußern zu können, ohne sich gleich dem Verdacht der Terrorunterstützung auszusetzen. Der Zentralrat beklagte eine „neue Eskalationsstufe beim Verleumden und Dämonisieren von Muslimen“.

Die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland würden „immer wieder – und aktuell mit teils ungeheuren Unwahrheiten – an den Pranger gestellt“, erklärte der Zentralrat. „Sie sollen sich, so die Forderung, erneut von Gewalt und Terror distanzieren, obwohl sie das in der Vergangenheit schon mehrmals und sehr deutlich getan haben.“ So hätten die muslimischen Gemeinden den „terroristischen Anschlag gegen die Zivilbevölkerung in Israel durch die Hamas“ klar verurteilt.

Dennoch würden „bewusst Falschinformationen gestreut, wie die Behauptung, Muslime hätten sich nicht distanziert oder in Predigten wäre Hetze betrieben worden“, heißt es in der Erklärung. Dies gefährde „das Zugehörigkeitsgefühl der Muslime, insbesondere auch der jüngeren Generation“.

Der Zentralrat beklagte zudem die Schwierigkeit, öffentliche Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Streifen zu üben. „Das Eintreten für das würdevolle Leben eines Volkes oder auch Beileidsbekundungen“ dürften nicht als „Hetze und Verherrlichung von Terror definiert werden“. Der „Hinweis auf Verhältnismäßigkeit bei der Ausübung des Rechts auf Selbstverteidigung“ sei keine „Relativierung schändlicher Terrorattacken“.

Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, will am Freitagabend als ein Signal der Solidarität in Berlin die Synagoge Sukkat Schalom besuchen. Geplant sei die Teilnahme am Schabbat-Gottesdienst von Rabbiner Andreas Nachama, hieß es.