Acht IS-Mitglieder bekommen türkischen Pass

Von

Stefan Kreitewolf

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11. April 2021

Die Türkei hat acht Mitgliedern des sogenannten Islamischen Staates (IS) die türkische Staatsbürgerschaft gewährt, berichten Medien. Das Land setzt damit seine fragwürdige Politik gegenüber der Terrorgruppe fort. 

Acht Mitglieder des selbsternannten Islamischen Staates (IS) sind seit dieser Woche türkische Staatsbürger. Die Türkei habe ihnen Pässe des Landes ausgehändigt, berichtete die Nachrichtenseite Ankara Gazetesi. Zuvor hatte die türkische Justiz die Vermögen der Männer wegen Terrorverbindungen beschlagnahmt.

Insgesamt hatten das Innen- sowie das Finanzministerium Vermögenswerte von 86 Personen wegen Mitgliedschaft in der dschihadistischen Organisation eingefroren. Doch die Aktion war größer angelegt, wie nun bekannt wurde. Neben mutmaßlichen Mitgliedern des IS richtete sich die Finanzsperre auch gegen weitere knapp 300 Menschen und Körperschaften aufgrund von Verbindungen zu Organisationen, die von der Türkei als Terroristen eingestuft werden. Dazu zählten auch Anhänger von Fethullah Gülen.

Türkei regionaler IS-Transitknotenpunkt

Die den IS-Mitgliedern gewährte Staatsbürgerschaft wirft indes Fragen auf. Gilt doch die Türkei seit Aufkommen der Organisation 2011 in der Region als regionaler Transitknotenpunkt für Mitglieder der Gruppe. Über das Land verliefen mehrere Hauptrouten für ausländische Kämpfer, die sich dem IS auf dem Höhepunkt des selbsterklärten Kalifats anschlossen.

Zwar bemüht sich Ankara in den vergangenen Monaten verstärkt darum, den Schmuggel von Kämpfern und Waffen des IS zu unterbinden. In der syrischen Provinz Afrin arbeitet sie aber ganz offen mit Dschihadisten-Gruppen zusammen, die mit dem IS koalieren.

IS-Terror in der Türkei

Kritiker und Oppositionelle bemängeln weiterhin einen unvorsichtigen Umgang Ankaras mit IS-Terroristen. Sie sehen dadurch die Sicherheit türkischer Staatsbürger in Gefahr. In trauriger Erinnerung bleiben vor allem die blutigen Terror-Anschläge des IS in der Türkei.

2015 sprengten sich mehrere Anhängern des IS in Suruç an der syrischen Grenze in die Luft und töteten dabei 34 junge Menschen. Wenig später, im Oktober 2015 folgte der bislang schwerste Terroranschlag der türkischen Geschichte: Vor dem Hauptbahnhof in Ankara wurden 100 Menschen getötet, ermordet von IS-Selbstmordattentätern.

Zwar befindet sich der IS seit dem Tod des Anführers Abu Bakr al-Bagdadis in der Defensive. Dennoch geht von der Gruppe weiterhin Gefahr aus. Warum die türkische Regierung nun Staatsbürgerschaften an acht IS-Kämpfer vergab, bleibt ihr Geheimnis.