„Auf Worte müssen eigene Taten folgen“

 
 
 
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Drei Frauen, drei Religionen, ein Thema: Rebecca Rogowski, Maike Schöfer, Kübra Dalkılıç diskutieren in ihrem Podcast „331“, den das House of One produziert, die großen Themen unserer Zeit und sprechen über Alltägliches. Im DTJ-Online-Interview erklären sie, warum man ihnen zuhören sollte.

Frau Dalkılıç, Frau Rogowski, Frau Schöfer, Sie machen gemeinsam einen Podcast. Warum sollte ich ihn mir anhören?

Rogowski: In unserem Podcast treffen sich theoretisches Wissen mit gelebter Erfahrung. Er ist unterhaltsam, ohne flach zu sein. Er ist informativ, ohne hochgradig kompliziert zu sein. Und wir haben keine Angst, einander zu widersprechen oder schwierige Themen zu behandeln.

Schöfer: Mit Neugier, Witz und Respekt sprechen, fragen und diskutieren wir miteinander – von komplexen Glaubensthemen bis hin zu alltäglichen Banalitäten.

Dalkılıç: Das Gespräch soll so locker und natürlich wie möglich sein, als ob wir uns in der U-Bahn oder bei einem Kaffee unterhalten würden.

Eine Ihrer Podcast-Folgen trägt den Titel „Einfach mal miteinander reden“. Worüber genau sollten wir miteinander reden und warum bringt uns das weiter?

Dalkılıç: Wir Menschen sprechen zu sehr übereinander statt miteinander und genau das wollen wir mit unserem Podcast anders machen.

Schöfer: Wir wollen Menschen zeigen, dass das Miteinander-Reden der erste Schritt für ein gesellschaftliches Miteinander ist.

Rogowski: Natürlich lässt sich nicht alles mit Reden beseitigen, aber ein nachhaltiges Zusammenleben kann nur zustande kommen, wenn die Kommunikation stimmt. Wir leben oft aneinander vorbei, haben Vorurteile und Berührungsängste.

„Motor für mein Engagement“

Welche Rolle spielt Religion in Ihren Alltagen?

Schöfer: In meinem Alltag spielt mein christlicher Glaube eine große Rolle. Mein Denken, Hoffen und Handeln ist davon durchzogen. Doch viele alltägliche Rituale musste ich erst erlernen – ich wurde nämlich nicht religiös erzogen.

Dalkılıç: Meine Religion ist Teil meiner Identität, die kann ich nicht ablegen. Sie beeinflusst meine Gedanken, meine Entscheidungen, meine Handlungen und meine Beziehungen, sowohl zu meinen Mitmenschen als auch zur Natur.

Rogowski: Für mich ist das Judentum viel mehr als eine Religion. Es ist Geschichte, Philosophie, Brauchtum. Es ist der Ursprung und Motor für mein Engagement. Und es hilft mir anzuerkennen, dass ich von jedem Menschen etwas lernen kann.

Das öffentliche Bild von Religionen ist geprägt von Vorurteilen und Klischees. Wie kommen wir in der Debatte um die vermeintlich richtige Weltanschauung zurück zu einer gelassenen Sachlichkeit?

Rogowski: Meiner Meinung nach hat das viel damit zu tun, dass Extremistinnen oder Extremisten oft am lautesten sind, auch wenn sie nicht zwangsläufig die Mehrheit bilden. Wir sollten trotzdem immer offen füreinander sein. Wenn diese Einstellung vorhanden ist, dann können wir auf Augenhöhe diskutieren – wie in unserem Podcast.

Schöfer: Ich denke, dass wir mit unserem Podcast sehr gut zeigen können, dass es nicht die eine richtige Weltanschauung gibt, sondern dass alle ihre Berechtigung haben. In jeder Religion liegt auch eine Wahrheit.

Dalkılıç: Wichtig ist es, offen für andere Meinungen zu sein. Vorurteile entstehen, weil wir Menschen nur wenige Berührungspunkte haben. Das gegenseitige Kennenlernen kann dem entgegenwirken.

„Irgendwann muss ich Verantwortung übernehmen“

Woher kommt der gegenseitige Hass? Und was können wir als Gesellschaft dagegen tun?

Rogowski: Persönlich versuche ich den Hass nicht zu sehr in mein Leben zu lassen. Im Endeffekt kann ich aber nur mein eigenes Handeln kontrollieren. Also versuche ich, stets respektvoll und neugierig zu bleiben und mich so zu verhalten, wie ich es mir von anderen wünsche. Im Talmud steht: „Für mich ist die Welt erschaffen worden, daher bin ich mit verantwortlich.“ Für mich heißt das, ich kann immer versuchen, die Schuld bei Anderen zu suchen, zu analysieren, was alles falsch läuft, aber irgendwann muss ich Verantwortung übernehmen und auf Worte müssen eigene Taten folgen.

Dalkılıç: Jede und jeder einzelne ist gefragt. Wenn wir etwas in unserer Gesellschaft ändern wollen, muss jede und jeder bei sich selbst anfangen. Nur wenn alle zuerst auf sich selbst schauen und versuchen, etwas bei sich zu ändern, werden wir eine friedvollere Gesellschaft sein.

Zurück zu Ihrem Podcast: Wen wollen Sie mit ihrem interreligiösen Trialog erreichen?

Schöfer: Wir wollen vor allem junge Menschen erreichen. In einfacher Sprache wollen wir komplexe Glaubensthemen zugänglich und verständlich machen – und zeigen, dass interreligiöser Dialog auf allen Ebenen stattfinden muss. In unserem Fall: mit drei jungen Frauen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Kübra Dalkılıç, Rebecca Rogowski und Maike Schöfer machen einen Podcast fürs House of One. In „331 – 3 Frauen, 3 Religionen, 1 Thema“ berichten sie von ihren Religionen und sprechen über ihren Alltag und ihr Leben als Jüdin, als Christin und als Muslimin.

Äußerungen unserer Gesprächspartner:innen geben deren eigene Auffassungen wieder.