Er ist Arzt, seit 2006 in Deutschland – Was wir über den Attentäter von Magdeburg wissen

Artikel von Robert Tannenberg, Frederik Schindler, Lennart Pfahler, Johanna Magdalena Lauscher

Ein Mann rast mit einem Leihwagen in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Mindestens zwei Menschen sterben, darunter ein Kleinkind. Über den Täter kursieren etliche Informationen. Das wissen wir über den Attentäter von Magdeburg.

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                                                  AFP/RONNY HARTMANN

Es sind dramatische Szenen kurz vor Weihnachten: Bei einem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Erwachsener und ein Kleinkind.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach außerdem von sehr vielen Verletzten, mindestens 60. „Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland“, sagte Haseloff. Die Polizei sprach von 15 Schwerstverletzten.

Über den Täter kursieren etliche Informationen im Netz. Vieles ist unklar.

Was wir wissen

  • Der Mann ist nach ersten Erkenntnissen ein 50-jähriger Arzt (Geburtsjahr 1974) aus Saudi-Arabien.
  • Er kam 2006 nach Deutschland, sein Wohnort ist Bernburg, rund 50 Kilometer südlich von Magdeburg. Nach Informationen von WELT findet zur Stunde ein Polizeieinsatz an seinem Wohnort statt.
  • Er hat eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.
  • Er war den Behörden nicht als Islamist bekannt. „Nach jetzigem Stand ist es ein Einzeltäter, sodass auch für die Stadt nach jetzigem Ermessen keine weitere Gefahr ausgeht, weil wir ihn festnehmen konnten und jetzt alle Untersuchungen laufen“, so Haseloff.
  • Der Täter raste laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt.

Welche Informationen über den Täter kursieren

  • Laut „Spiegel“ handelt es sich bei dem Mann um einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie namens Taleb A., und 2016 als Flüchtling anerkannt wurde. WELT fand in den sozialen Medien ein Profil von Taleb Al Abdulmohsen, auf den alle genannten Informationen zutreffen.
  • Die „Frankfurter Rundschau“ berichtete im März 2019 über diesen Mann. In dem Artikel heißt es: „Taleb al-Abdulmohsen lebt seit 2006 in Deutschland. Er kam als Gastarzt in der Facharztausbildung zum Psychotherapeuten nach Deutschland und beantragte hier später Asyl, weil er für seine Abkehr vom Islam mit dem Tod bedroht worden war. Der 44-Jährige ist als politischer Flüchtling anerkannt

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                                                                Foto vom Taleb Al Abdulmohsen (Foto von 2008)

  • Auf X tritt der Mann als ex-muslimischer Islamkritiker auf. Am Freitagabend hatte er dort mehrere Videos gepostet, in denen er auf Englisch sagt: „Ich mache die deutsche Nation für die Tötung von Sokrates verantwortlich.“ Und: „Ein anderer Grund, warum ich die deutschen Bürger für die Verfolgung verantwortlich mache, die ich in Deutschland erfahre, ist die Geschichte eines gestohlenen UBS-Sticks aus meinem Briefkasten.“ Später sagt er in dem Video: „Die Regierung ist kriminell, statt mich zu schützen. Die Polizei sind die Kriminellen. In diesem Fall mache ich die deutsche Nation und die deutschen Bürger dafür verantwortlich.“
  • Im Profiltext des Mannes heißt es auf Englisch: „Deutschland jagt saudische Asylbewerberinnen innerhalb und außerhalb Deutschlands, um ihr Leben zu zerstören“. Und: „Deutschland will Europa islamisieren“. Sein Titelbild zeigt ein Gewehr.
  • Im Juni dieses Jahres hatte der Account auf Deutsch gepostet: „Meiner Erfahrung nach, ist die deutsche Polizei der echte Treiber des Islamismus in Deutschland. Meine Erfahrung ist 7 Jahre lang in denen die Polizei, zuletzt im März 2024, schmutzige Taktiken gegen mich sowie andere Islamkritiker angewendet hat um unseren anti-islamischen Aktivismus zu zerstören. Die Linken sind Verrückt. Wir brauchen AFD um die Polizei vor sich zu schützen.“
  • 2020 und 2021 postete der Nutzer mehrere Tweets, in denen die Stadt Magdeburg erwähnt wurde.
  • 2019 berichtete die BBC, dass Taleb Al-Abdulmohsen „Ex-Muslimen bei der Flucht aus der Golfregion“ unterstütze. In Saudi-Arabien sei er nicht in der Lage gewesen, „seinen Atheismus sicher auszuleben“.

Was wir nicht wissen

  • Der Name des Täters ist noch nicht bekannt gegeben worden.
  • Das Motiv des Täters ist noch unklar.
  • Die genaue Zahl der Verletzten ist nicht bekannt, die Behörden gehen von mehr als 60 aus. Da einige schwer verletzt wurden, können weitere Tote nicht ausgeschlossen werden.