ankfurt (Main): Antisemitischer Angriff auf jüdische Besuchergruppe

Artikel von Charlotte Lüder

 

Jugendliche haben die jüdische Besuchergruppe einer NS-Erinnerungsstätte in Frankfurt am Main unter anderem mit einer Flasche beworfen. »Dies war kein blöder Jugendstreich, sondern Hass«, so der Vorstand der Jüdischen Gemeinde.

 

Frankfurt (Main): Antisemitischer Angriff auf jüdische Besuchergruppe

 Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU) verurteilte die »Hemmungslosigkeit, mit der hier an der Gedenkstätte Juden antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden«

Foto: Andreas Arnold / dpa  

An einer Frankfurter Erinnerungsstätte für Verbrechen aus der NS-Zeit ist es nach Angaben der Stadtverwaltung zu einem antisemitischen Übergriff auf eine jüdische Besuchergruppe gekommen. Einige Jugendliche hätten an der Stätte versucht, die Besucher zunächst mit Worten einzuschüchtern. Dann sei eine Flasche geworfen worden, die nur knapp den Kopf einer Teilnehmerin der Besuchergruppe verfehlt habe, teilte die Stadt mit.

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Der Polizei ist der Zwischenfall nach eigenen Angaben bekannt. Es werde wegen versuchter schwerer Körperverletzung ermittelt, sagte ein Sprecher. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen.

Die Großmarkthalle, die mittlerweile auch Teil der neuen Europäischen Zentralbank ist, erinnert an die Deportation von Juden aus Frankfurt während der Zeit des Nationalsozialismus. Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) äußerte sein Entsetzen und sagte: »Das ist völlig inakzeptabel, deshalb hat die Stadt auch Strafanzeige gestellt.«

Die Besuchergruppe war nach Angaben der Stadtverwaltung im Rahmen des städtischen Besucherprogramms für Kinder und Enkelkinder von in Frankfurt geborenen Juden und von Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden, zu Besuch an der Erinnerungsstätte. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU) verurteilte die »Hemmungslosigkeit, mit der hier an der Gedenkstätte Juden antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden«.

Marc Grünbaum, Vorstand der Jüdischen Gemeinde, erklärte: »Dies war kein blöder Jugendstreich, sondern Hass gegen als Juden erkennbare Besucher unserer Stadt.« Die 25-köpfige jüdische internationale Besuchergruppe ist laut Stadtverwaltung noch bis zum 4. Juli in Frankfurt.