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Militant und gefährlich: Dutzende Ermittlungen und Haftbefehle gegen Rechtsextreme

Es ist ein großer Schlag gegen die rechte Szene: Gestern liefen Durchsuchungen in elf Bundesländern mit Dutzenden Beschuldigten. Im Zentrum steht eine Eisenacher Kampfsportgruppe.

Nach den bundesweiten Razzien gegen mehrere rechtsextremistische Gruppierungen hat der Bundesgerichtshof die Haftbefehle gegen vier mutmaßliche Rechtsextremisten in Vollzug gesetzt. Das teilte das Gericht am Donnerstag in Karlsruhe mit. Die Männer waren am Mittwoch bei einem großangelegten Schlag gegen die militante Neonazi-Szene festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht worden. Sie sollen im thüringischen Eisenach junge Männer für den Straßenkampf rekrutiert und trainiert haben. Es hatten bereits Haftbefehle vorgelegen.

Insgesamt waren mehr als 800 Polizisten zu mehr als 60 Durchsuchungen in elf Bundesländern ausgeschwärmt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben gegen 50 mutmaßliche Rechtsextremisten.

Den vier Deutschen wird Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Einer von ihnen soll der mutmaßliche Gründer der Eisenacher Neonazi-Kampfsportgruppe „Knockout 51“ sein.

„Knockout 51“

Die Kampfsportgruppe trat nach Erkenntnissen des Thüringer Verfassungsschutzes erstmals im Jahr 2019 in sozialen Medien öffentlich in Erscheinung, wie aus dem Thüringer Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2020 hervorgeht. Hauptprotagonisten seien mitunter langjährige Rechtsextremisten aus dem Raum Eisenach. Die Zahl 51 könnte laut Verfassungsschutz für die Buchstaben E und A im Alphabet stehen – und damit für Eisenachs Kürzel auf Autokennzeichen, EA.

Offenbar scheint es eine Verbindung zur NPD zu geben, denn laut Verfassungsschutzbericht nutzte „Knockout 51“ für Trainings immer wieder Räume im Eisenacher „Flieder Volkshaus“) – der Zentrale der Thüringer NPD.

Im Kampfsport verbreitet

Kampfsport habe für die rechtsextreme Szene in Thüringen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, schreibt der Landesverfassungsschutz in seinem Bericht. Neben der rechtsextremistischen Musikkultur habe sich Kampfsport „zu einem wesentlichen Element des erlebnisorientierten rechtsextremistischen Lebensstils herausgebildet“.

Laut Generalbundesanwaltschaft sollen die Mitglieder von „Knockout 51“ in Eisenach versucht haben, einen „Nazi-Kiez“ zu schaffen „und sich dort als bestimmende Ordnungsmacht zu etablieren“.

„Combat 18“

Der Thüringer Verfassungsschutz hat neben „Knockout 51“ auch die Gruppierung „Combat 18“ schon seit Jahren im Blick. Die Gruppierung galt Beobachtern zufolge lange als der bewaffnete Arm des schon seit langem verbotenen „Blood and Honour“-Netzwerks. „Combat 18“ wurde im Jahr 2020 verboten. Damals fanden auch Durchsuchungen in Eisenach und bei Erfurt statt. Nach Angaben des Thüringer Verfassungsschutzes agierte „Combat 18“ europaweit. Gegründet wurde die Gruppierung demnach im Jahr 1992 in Großbritannien. „Combat 18“ stehe für „Kampfgruppe Adolf Hitler“. Die Führungsfigur der Gruppierung, heißt es im Verfassungsschutzbericht 2020, sei zuletzt in Thüringen ansässig gewesen, ebenso wie sein Stellvertreter.

Im Zusammenhang mit der verbotenen „Combat 18“-Gruppierung werden nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft vom Mittwoch 21 Menschen aus ganz Deutschland verdächtigt, trotz des Verbots von „Combat 18“ den „organisatorischen Zusammenhalt im Geheimen als Rädelsführer aufrechterhalten zu haben“.

dpa/dtj