Muslimin, Frau, Boxtrainerin: „Ich kämpfe gegen alle Vorurteile“

 
 
 
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Boxtrainerin Doha Taha Beydoun trainiert mit einer ihrer Boxerinnen. Foto: Fabian Sommer/dpa

Doha Taha Beydoun ist eine junge Frau mit libanesischen Wurzeln. Als Boxtrainerin kämpft sie nicht nur im Ring, sondern auch außerhalb. Sie setzt sich für Gleichheit und gegen Diskriminierung ein – und muss gegen Widerstände kämpfen.

Sie ist erst 20 Jahre alt. Verheiratet. Im vierten Monat schwanger. Muslimin und Boxtrainerin. Ihre Eltern sind aus dem Libanon nach Deutschland ausgewandert, als sie ein Baby war. Doha Taha Beydoun wirke auf einige „merkwürdig“, da ihre Nationalität, Religion und Sportart nicht zusammenpassen würden.

Andere sehen sie als Vorbild, wie sie selbst sagt. „Ich kämpfe gegen alle Vorurteile“, sagt sie auch. Die junge Frau gibt sich selbstbewusst. Seit fünf Jahren trainiert Taha Beydoun selbst als Boxerin. Schon während ihrer Schulzeit war sie sportlich aktiv, aber zurückhaltend.

Boxtraining für Frauen

„Ich war nicht sehr selbstbewusst, war sehr schüchtern, ich hab mich auch nie getraut, etwas zu sagen in der Schule“, erzählt sie. Ihr sei es deshalb wichtig gewesen, beim Sport nur unter Mädchen zu sein, um sich selbst offener und lockerer fühlen zu können. Mit diesen Voraussetzungen recherchierte sie und stieß auf den Berliner Verein „Boxgirls“.

Die „Boxgirls“ wurden 2005 gegründet und hatte sich das Ziel gesetzt, Mädchen und Frauen dabei zu unterstützen, sich selbstständig und mutig in ihren Kiezen und Gemeinden einzusetzen. Dadurch sollen Orte der Chancengleichheit und Inklusion geschaffen werden. Der Verein bietet dafür regelmäßiges Boxtraining an – eine Sportart, die noch immer sehr von Männern dominiert sei.

Sportverein lebt Vielfalt

Außerdem gehen die Trainerinnen aber auch in Schulen, geben Workshops und sind in verschiedenen Projekten engagiert. Seit drei Jahren ist Taha Beydoun auch als Boxtrainerin tätig, sowohl bei den Boxgirls als auch beim Verein „Seitenwechsel“. „Seitenwechsel“ ist ein Sportverein für Frauen unterschiedlicher sexueller Orientierung, Trans- oder Intersexuelle.

Hier trainiert sie Frauen ab etwa 25 und ist somit die Jüngste. Der Schwerpunkt bei den Boxgirls hingegen liegt im Mädchen-Jugendbereich. Diese Mischung sei eine besondere Herausforderung, wenn sie etwa viermal in der Woche in der Halle steht.

 

„Es braucht viel Zeit, Geduld und Kraft, aber es ist sehr schön, wenn man sieht, wie sich die Kinder weiterentwickeln im Positiven“, sagt sie bezüglich der Mädchen bei den Boxgirls. Neben dem bloßen Training stecke viel soziale Arbeit drin, weil auch Gespräche geführt werden wie zum Beispiel zum Thema Prävention von Mobbing oder Selbstförderung.

Fehlende Akzeptanz und Diskriminierung

Dieses Selbstbewusstsein, das sie den Kindern beibringt, hatte ihr selbst lange Zeit gefehlt. „Wenn ich irgendwo neu bin, komme ich immer mit Hintergedanken, also wie werde ich aufgenommen, wie werde ich akzeptiert in der Uni und so weiter.“ Fehlende Akzeptanz oder Diskriminierung haben auch einige Teilnehmerinnen bei Seitenwechsel erlebt, weil sie anders sind.

Das Training unter Taha Beydoun bietet einen geschützten Raum, weil auch sie, umhüllt mit einem Kopftuch, anders sei. „Früher ist es mir oft passiert, dass ich angefeindet wurde, in der Tram, U-Bahn, im öffentlichen Verkehr mit Blicken, schlechten Aussagen oder lauten Beschimpfungen“, erzählt sie. Ihre Gruppen bezeichnet sie deshalb auch gerne als Selbsthilfegruppen, weil die Erfahrungen sie miteinander verbinden würden.

Keine Ausgrenzung

„Ich fühle mich hier sehr wohl aufgehoben“, sagt Annett, eine der Teilnehmerinnen. Seit knapp sechs Jahren ist sie schon dabei, boxte zuvor in einem gemischten Fitnessstudio und findet das Training ausschließlich unter Frauen sogar härter. Hier gehe es mehr um Kondition, Ausdauer und auch mehr Miteinander.

Die Trainingseinheiten werden angepasst. Annett fühlt sich in einer Art „Safe Space“. „Es ist mir wichtig, dass man nicht jemanden ausgrenzt“, sagt Taha Beydoun. Den Kampf gegen Diskriminierung hat sie sich zur Aufgabe gemacht.

„Für mich bedeutet es, dass egal welcher Mensch hier reingeht, ich ihn so akzeptiere, wie er ist – egal, welche Hautfarbe man hat, welcher Nationalität oder Religion man angehört“, sagt die 20-Jährige. „Das alles steht im Hintergrund und man sollte den Menschen so sehen, wie er ist und akzeptieren.“

dpa/dtj