Belit Onay: Diskriminierung von Sinti und Roma «frustrierend»

Artikel von dpa

Belit Onay (Grüne), Oberbürgermeister Hannover, spricht beim Niedersächsischen Städtetag.

Belit Onay (Grüne), Oberbürgermeister Hannover, spricht beim Niedersächsischen Städtetag. © Julian Stratenschulte/dpa

 

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay hat die Ergebnisse einer Studie zur Diskriminierung von Sinti und Roma in der Landeshauptstadt als frustrierend bezeichnet. «Leider ist Antiziganismus nicht nur in Teilen der hannoverschen Stadtverwaltung präsent, sondern auch in der Gesellschaft», sagte der Grünen-Politiker der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag). Ziel müsse sein, das Bewusstsein für Rassismus und Diskriminierung zu schärfen, mahnte er: «Wir müssen uns als Stadtverwaltung immer wieder den Spiegel vorhalten und uns fragen: Ist das so richtig, wie wir handeln?» Hannover sei eine «tolerante und weltoffene Stadt».

Die Stadt hatte am Mittwoch eingeräumt, «dass es antiziganistische Handlungsmuster innerhalb der Verwaltung» gebe. Das belege ein 2021 veröffentlichter Forschungsbericht zu «Mechanismen des institutionellen Antiziganismus». In der Studie der Soziologen Tobias Neuburger und Christian Hinrichs heißt es, Mechanismen des Antiziganismus wirkten unter anderem in «Wohnungs- und Bauämtern, Sozialleistungsbehörden, Schulen und Gesundheitsämtern». Beispielsweise seien die Menschen gezielt in abgelegenen Unterkünften untergebracht und damit verdrängt worden.

Die Wissenschaftler untersuchten die Verwaltungsstrukturen von 2013 bis 2019 für die Unabhängige Kommission Antiziganismus mit Unterstützung des Bundesinnenministeriums und in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover. Von 2019 bis 2020 wurden 71 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung befragt.

«Selbstverständlich haben wir den Anspruch, Unterkünfte für Obdachlose und Geflüchtete in eine bestehende Infrastruktur einzubinden, also etwa mit Supermärkten in der Nähe und Haltestellen für den öffentlichen Nahverkehr», sagte Onay. Allerdings fehlten geeignete Flächen für Unterkünfte.

Der Oberbürgermeister erklärte, möglicherweise hätten manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung einzelne Problemfälle verallgemeinert: «Dann ist der Schritt nicht weit zu einer diskriminierenden Grundhaltung gegenüber Sinti und Roma. Das gilt es jetzt aufzuklären - allerdings wäre es falsch, den Fehler einzig auf der Ebene der Sachbearbeitung zu suchen.»