EinwanderInnen in Deutschland mit unterschiedlichen Kulturen
Vor drei Jahren bin ich aus Frankfurt nach Hannover gekommen und habe in Niedersachsen einige Untersuchungen gemacht. Orientiert habe ich mich dabei daran, welche Vereinsziele, welche Arbeiten und Veranstaltungen sie verfolgen bzw. durchführen. Mein Hauptaugenmerk war aber auch drauf gerichtet, ob sie sich an den Werten und Normen ihrer Heimat oder an den Werten und Normen der hiesiegen Gesellschaft orientieren.
Es stellte sich heraus, dass viele Vereine von EinanderernInnen von denen der ersten eingewanderten Generation gegründet worden sind. Für sie war und ist die Politik der Heimat ein Schwerpunkt. Ca. 65 % von ihnen haben sich sich z. B. bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei, die im Juni 2018 stattgefunden haben, für den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seine AKP-Partei entschieden.
In das Vereinsleben sind die dritten und vierten Generationen der MigrantenInnen, die hier geboren und aufgewachsen sind, nicht eingebunden. Ihre Interessen lliegen nicht wie bei der ersten Generation in der „Gastarbeitermentalität“ und in der Hoffnung, Geld zu sparen und in die Heimat zurückzukehren.
Ein Großteil der jungen MigrantenInnen halten sich fast täglich in Schischabars auf. Die Wasserpfeifenkultur aus dem Nahen Osten ist für sie sehr aktuell und seit einigen Jahren angesagt. In Hannover allein gibt es über 2000 Schischabars. Sowohl Frauen als auch Männer konsumieren die Wasserpfeife sehr regelmäßig. Es gibt insoweit keine Trennung zwischen den Geschlechtern.
Die erste Generation der Migranten hatte die sog. türksichen Teehäuser gegründet, in denen Tee u. a. getrunken und Karten gespielt wurden. Die Frauen hatten keinen Zugang zu diesen Teehäusern, in denen die Männer nur unter sich waren.
Wenn es in den Vereinen um Kultur geht, so zeigt sich eine Gruppierung nach folkloristischen, melodramatischen, provinziellen, nationalistischen aber auch Konsum von Wasserpfeife und Tee Zielen.
Die folkloristische Kultur versucht die alte und zeitgenössische Tänze den Menschen nahezubringen. Für diese Art des Vereinszwecks ist eine körperliche Beweglichkeit und Gesundheit der Teilnehmer nötig.
Bei den melodramatischen Kulturzielen geht es darum, große Hochzeitsfeierlichkeiten, Beerdigungen und Begleitung in Todesfällen für die MigrantenInnen zu ermöglichen.
Bei den provinziellen Kulturzielen geht es darum, dass der Verein aus einer bestimmten Region seiner Ursprungsheimat die spezielle Kultur bekannt zu machen und an Interessierte nahezubringen.
Bei den nationalistischen Kulturzielen geht es darum, dass MigrantenInnen, die in der hiesigen Gesellschaft keine Aufnahme, Anekennung, Teilhabe und Wirkungsmöglichkeit haben, in diesen Vereinen eine Gemeinschaft entwickeln, in der sie ein Zusammengehören und ein Gehör finden. In diesen Vereinen entwickeln sich nationalistische und rassistische Einstellungen, die zu solchen parallelen politischen Einstellungen führen, wie wir sie gerade in Deutschland erleben. Denn, viele MigrantenInnen mit türksichem Hingergrund, die hier alle demokratischen Rechte in Deutschland genießen und bei der Verfolgung ihrer Rechte sich auch auf diese Werte berufen, befürworten in der Türkei undemokratische Vorgehensweisen der aktuellen türkischen Regierung, die die Presse- und Meinungsfreiheit seit zwei Jahren massiv einschränkt. Nachdem der türkische Präsident erneut gewählt wurde und seine Partei mit der nationalistischen MHP-Partei in der Türkei die Mehrheit erreicht hatte, sind viele türkischstämmige MigrantenInnen mit Autokorsos und türkischen Fahnen stundenlang auf die Straßen gegangen. Viele von diesen Autokorsoteilnehmern haben nicht einmal die türkische Staatsbürgerschaft und durften gar nicht mitwählen. Alles ist paradox. Aber alles spricht dafür, dass eine Prallelgesellschaft entstanden ist.
Das zeigt alles, dass dringend in Deutschland für die MigrantenInnen das kommunale Wahlrecht eingeführt werden muss. Es muss eine demokratische
politische Erziehung der Mitbürger mit Migrationshintergrund nach den hiesigen demokratischen Werten und Normen von Grund an geschaffen werden. Die politisch Verantwortlichen müssen diese Notwendigkeit erkennen und handeln. Denn Organisationen und Verbände wie DITIB, UETD etc. beeinflussen die MigrantenInnen mit türkischem Hintergrund sehr und instrumentalisieren sie für die eigenen nationalistischen und rassistischen Zwecke.
Die jungen Menschen mit Migrationshingergrund mit und ohne deutsche Staatsbürgerschaften engagnieren sich nicht in den hiesigen Gewerkschaften, Sozialverbänden, Parteien, Kirchen, Feuerwehren, Hilfsorganisationen etc. Sie engagnieren sich aber für eine türkische Partei, die für sie nichts macht aber auch nicht machen kann, die für sie keine Entscheidungen trifft, die nicht ihren Lebensinhalt mitbestimmt. Diese Generation muss durch die deutsche Ziwilgesellschaft aufgefangen und in die Mitwirkung mit eingebracht werden.