„Ich bin Alevit“ – Kılıçdaroğlu-Video erzielt mehr als 60 Millionen Klicks


Kemal Kılıçdaroğlu meldet sich im Wahlkampf immer wieder mit kurzen Videos zu Wort. Foto: Screenshot/Twitter

Der türkische Oppositionsführer und Erdoğan-Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu hat mit dem öffentlichen Bekenntnis, der religiösen Minderheit der Aleviten anzugehören, Millionen Klicks erreicht.

„Ich bin Alevit. (…) Unsere Identität macht uns zu dem, was wir sind“, sagte der 74-Jährige in dem am Mittwochabend veröffentlichten Video. Etliche Nutzer lobten den Schritt. Kılıçdaroğlu will dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am 14. Mai das Präsidentenamt abringen.

Sein alevitischer Hintergrund wurde vor Ankündigung seiner Kandidatur stellenweise immer wieder als möglicher Nachteil diskutiert. Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei und beklagen bis heute Diskriminierung und Unterdrückung in dem Land.

Soylu: „Wieso sagt er das jetzt?“

Ein in dem Zusammenhang immer wieder genanntes Ereignis ist ein Brandanschlag im Jahr 1993, bei dem religiöse Fundamentalisten ein Hotel in der anatolischen Stadt Sivas angriffen, die als Hochburg der Aleviten gilt. 30 Menschen wurden getötet, vorwiegend Aleviten. Aus dem türkischen Regierungslager erntete Kılıçdaroğlus Unverständnis, vor allem von Devlet Bahçeli.

„Wieso sagt er das jetzt?“, fragte der türkische Innenminister Süleyman Soylu in einem TV-Interview und argumentierte, Zugehörigkeiten spielten in der Türkei keine wesentliche Rolle bei der Erlangung von Ämtern.

Unterstützung bekam er hingegen vom Sunniten Ahmet Davutoğlu. Der ehemalige Ministerpräsident und AKP-Politiker hat mittlerweile die Seiten gewechselt und ist Teil des sogenannten Sechser-Tisches, dessen Kandidat Kılıçdaroğlu ist.