Tag der Muttersprache: Fünf wissenswerte Dinge

 

 

 

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Der internationale Tag der Muttersprache erinnert jedes Jahr daran, dass ohne Sprache menschliche Kommunikation kaum denkbar ist. Fünf Dinge, die Sie dazu wissen müssen.

Seit dem Jahr 2000 ist der 21. Februar der Internationale Tag der Muttersprache. Die UN-Kulturorganisation Unesco will damit dazu beitragen, die sprachliche Vielfalt zu erhalten und zu fördern.

Sprachliche Vielfalt als Ziel

Weltweit existieren nach Unesco-Angaben etwa 6.700 Sprachen. Doch rund 40 Prozent der Weltbevölkerung erhalte keine schulische Ausbildung in der Sprache, die sie selbst sprechen und verstehen könnten. Das wirke sich negativ auf Bildungschancen und soziale Teilhabe aus.

Mehrheit spricht zu Hause Deutsch

In Deutschland wird Deutsch auch von den meisten Menschen mit Einwanderungsgeschichte verwendet: Das trifft auf mehr als drei Viertel von ihnen zu, sagt das Statistische Bundesamt. Knapp ein Viertel der rund 20 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte spricht zu Hause zudem ausschließlich Deutsch.

Bei der Hälfte Menschen mit Einwanderungsgeschichte wird neben Deutsch noch eine andere Sprache gesprochen - am häufigsten Türkisch, gefolgt von Russisch, Arabisch, Polnisch und Englisch. Ein knappes Viertel der Personen mit Einwanderungsgeschichte sprechen kein Deutsch zu Hause, sondern ausschließlich eine oder mehrere andere Sprachen.

Ohne Einwanderungsgeschichte
97,9%
Mit einseitiger Einwanderungsgeschichte*
71,9%
27,0%
Mit Einwanderungsgeschichte
23,8%
53,6%
22,7%

Mehrsprachigkeit ist ungewohnt

Aria Adli, Professor für Romanistik an der Universität Köln

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Professor Aria Adli

Wer Deutsch nicht als Muttersprache lernt, hat es schwer in Deutschland - das sagte der Romanistik-Professor Aria Adli von der Universität Köln am Mittwoch dem WDR. Der Grund: In vielen Weltregionen sei Mehrsprachigkeit normal, in Deutschland sei man jedoch an eine "verwurzelte Mehrsprachigkeit" nicht gewöhnt. Das bekämen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu spüren. Die Sorge, dass Kinder mit Zuwanderungsgeschichte nicht Deutsch lernen, weil deren Eltern nicht gut Deutsch sprechen, teilt Professor Adli nicht. Diese Sorge sei vollkommen unbegründet. In Deutschland seien Kindergarten, Schulsystem und Verwaltung klar auf eine Sprache ausgerichtet sind. "Es kann eigentlich kaum passieren, dass jemand hier aufwächst und dann nicht die Gelegenheit bekommt, Deutsch zu lernen." 

Was allerdings passiere: Wenn Menschen mit Zuwanderungsgeschichte Dialekte sprächen, werde ihnen das als Stigma zugeschrieben. Zum Beispiel werde abwertend von "Türken-Deutsch" gesprochen, wenn jemand "isch" statt "ich" sage - obwohl in einigen Regionen die Aussprache "isch" durchaus gängig sei.

Kritik am Begriff "Muttersprache"

Im Alltag wird oft der Begriff "Muttersprache" verwendet. Aus Sicht der Sprachwissenschaften ist das Wort jedoch veraltet: Die Linguistik empfiehlt den Begriff "Erstsprache". Denn der Begriff "Muttersprache" steht in der Kritik, er sei mit bestimmten Vorstellungen aufgeladen.

Problematisch sei beispielsweise, dass der Begriff "Muttersprache" suggeriere, nur Mütter seien dafür zuständig, dass Kinder ihre erste Sprache lernten. Angemerkt wird auch, dass der Begriff für die Kinder, die in Heimen aufwachsen, schmerzhaft sein könne.

Allerdings ist "Tag der Muttersprache" der offizielle Begriff der Unesco - auch im Englischen. Da heißt er "International Mother Language Day".

Der historische Hintergrund des Tages

Der Internationale Tag der Muttersprache geht auf eine Initiative Bangladeschs zurück. Das Land stellte 1999 bei der Unesco den Antrag, den 21. Februar zum Tag der Muttersprache zu erklären.

Der Hintergrund: Am 21. Februar 1952 und den folgenden Tagen demonstrieren im damaligen Pakistan Menschen, deren Muttersprache Bengalisch ist. Sie protestieren damit gegen die im Vormonat getroffene Entscheidung, Urdu zur alleinigen Amtssprache zu erklären. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei werden Demonstrierende getötet.

1971 wird Bangladesch unabhängig von Pakistan und beantragt 28 Jahre später bei der Unesco, den 21. Februar, den sogenannten Tag der Märtyrer, zum Tag der Muttersprache zu machen.