Die Linke: Janine Wissler will Schulnoten und Hausaufgaben abschaffen

Artikel von Marc Röhlig - Der Spiegel

 

Große Klassen, Lehrermangel, marode Schulen: Das deutsche Bildungssystem steckt in der Misere. Die Linkspartei drängt nun auf eine gravierende Reform samt 100-Milliarden-Sondervermögen.

Die Linke: Janine Wissler will Schulnoten und Hausaufgaben abschaffen

Die Linke: Janine Wissler will Schulnoten und Hausaufgaben abschaffen © Britta Pedersen / dpa

Die Linke möchte die Bildungspolitik in Deutschland grundlegend umkrempeln – und regt dafür auch ein Ende von Schulnoten und Hausaufgaben an. Das geht aus einem Eckpunktepapier hervor, das dem SPIEGEL vorliegt.

»Hausaufgaben und Noten gehören abgeschafft«, heißt es im Papier. Zuvor hatte auch die Nachrichtenagentur dpa über den Vorstoß berichtet. Die Parteivorsitzende Janine Wissler und die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Gohlke, wollen das Papier am Montag vorstellen.

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»Das Bildungssystem steht vor dem Kollaps«, heißt es im Eckpunktepapier. Der Lehrkräftemangel, Unterrichtsverkürzung, fehlende Investitionen in Schulen würden dafür sorgen, dass Bildungschancen in Deutschland immer ungerechter nach Herkunft und Elternhaus verteilt würden.

»Lernen ohne Druck und Angst«

Konkret nennt die Partei in dem Papier mehrere Punkte, wie eine Reform aussehen könnte:

  • Eine »Schule für alle« und gemeinsames Lernen von der 1. bis zur 10. Klasse soll sozialer Ungleichheit vorbeugen. Die bisherigen Schultypen wie Gymnasium und Hauptschule möchte die Linke abschaffen.
  • Noten, Sitzenbleiben und Hausaufgaben sollen wegfallen, um ein »Lernen ohne Druck und Angst« möglich zu machen. Kinder und Jugendliche wollten die Welt verstehen, statt nur für Test zu büffeln, heißt es im Papier.
  • Ein bundeseinheitliches Bildungsrahmengesetz soll die Bildungshoheit der Länder aufheben und die Bildungspolitik so bundesweit gleichwertiger gestalten. Bislang ist in Deutschland jedes Bundesland für seine Lehrinhalte zuständig, der Bund darf nicht hereinreden.
  • Um Lehrerinnen und Lehrer zu entlasten, sollen externe Mitarbeitende Verwaltung, Bürokratie und IT im Schulwesen übernehmen.
  • Lehrerinnen und Lehrer sollen unabhängig von der Schulform gleich bezahlt werden.

All das würde viel Geld kosten. Um die Reform zu bewerkstelligen, schlägt die Linke ein »100-Milliarden-Euro-Sondervermögen« für die Bildung vor.

Nicht nur deshalb dürften die Vorschläge kaum Chancen auf Umsetzung haben: Allein für die Aufgabe ihrer Bildungshoheit müssten die Bundesländer einer Grundgesetzänderung im Bundesrat zustimmen