Cumali Yagmur
Schützenswerte Kultur der EinwanderInnen
Deutschland ist ein Einwanderungslan und –gesellschaft. Die Menschen leben und lebten hier nicht als „Gast“ bzw. GastarbeiterInnen. Mittlerweile leben diese sog. EmigrantenInnen in der 4. Generationen in Deutschland. Sie sind hier geboren, gehen hier zur Schule und lernen oder studieren hier „deutsche“ Berufe. Sie sind ein Bestanteil dieser Gesellschaft geworden. Diese Tatsachen müsssrn endlich bis in den letzten Winkeln der hiesigen Gesellschaft ankommen.
Jahrzehnte lang wuden die Minderheitenkulturen der hiesigen Mehrheitskultur bzw. der „Deutschen“Kultur nicht gleichgestellt. Sie wurden vielfach diskriminiert, nicht wahrgenommen oder nicht für wichtig erachtet. Ein interkulturelles Zusammenleben wurde allenfalls nur in Ansätzen formuliert. Weitere Voraussetzungen für das Ausleben dieser Kulturen wurden nicht geschaffen.
Ein freiwilliger Kulturaustausch und eine gegenseitige Toleranz haben nie richtig funktioniert bzw. für ihre Umsetzung wurde wenig getan.
Bis Integrationsversuche in die hiesige Gesellschaft in die Wege geleitet werden, dauert es ewig lang. Bis dahin findet keine Aufnahme in die Gesellschaft statt und ein gegenseitiges Kennenlernen und Kulturaustausch findet nicht statt. Die sog. Willkommenskultur kam nur im Jahr 2015 durch die Parteien, also damit von oben als aufgesetzte Kultur. Aber in der Bevölkerung ist diese sog. Willkommenskultur nicht angekommen. Vielmehr werden von großen Teilen der Bevölkerung und insb. von Parteien wie der AfD die sog. Willkommenskultur verhöhnt und diejenigen Parteien oder Parteimitglieder, die dafür waren, werden angegriffen.
Aktuell wird von politscher Seite eine intensive Kulturarbeit, die mit öffentlichen Geldern finanziert wird, hervorgehoben. Dabei ist wieder offensichtlich, dass die EmigrantenInnen mit dem monokulturellen Gedankengut allein gelassen werden und dass sie das zu akzeptieren haben.
Dieser Ansatz läuft leider wieder falsch. Die Kulturarbeit darf nicht von oben diktiert werden. Sie muss auch aus der Mitte der EmigrantenInnen und aus der Mitte der hiesigen Gesellschaft zusammen kommen. Eigene Initiativen von unten sind nötig.
Nun gibt es etliche Vereine der EmigrantenInnen. Sie haben aber die eigene Kulturarbeit häufig auch nur zur Nebensache gemacht. Eine unabhängige kulturelle Entwicklung haben sie nicht durchgeführt und gefördert.
Damit Menschen sich zivilgesellschaftlich entwickeln können, ist es nötig, dass die Kulturarbeit nicht nur eine Nebensache ist. Durch die Kultur und ihren Austausch können Vorurteile, Fremdenfeindlichkeiten und Diskriminierungen abgebaut werden. Durch die Kultur können Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden, sich entwickeln und Unterschiede können zur gegenseitigen gesellschaftlichen und sozialen Bereicherung führen. Die Kultur muss man wie einen Fluss betrachten, der ständig im Fluss ist, der nie stehen bleibt bzw. bleiben darf. Er fliest und sammelt auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung ein Reichtum an Flora und Fauna. So muss eine heutige moderne friedlich zusammenlebende Gesellschaft auch sein.
Langfristig wird die Geschichte der heutigen Zeit nur mit kulturellen, sozialen und humanen Werten und Normen, nicht mehr mit kriegerischen, vernichtenden, menschenverachtenden Maßstäben geschrieben werden.
Das Europa, das wir bereits bis heute aufgebaut haben, besteht aus den unterschiedlichsten Kulturen. In ihm dürfen sich keine schädlichen Nationalitäten entwickeln. Um dem Entgegenzusätzen, muss die kulturelle Entwicklung auch im Kleinen anfagen, d. h., auch bei und mit denjenigen, die davon unmittelbar betroffen sind.
Beim Austausch der Kulturen kann man sich mit den jeweiligen negativen Seiten der anderen Kultur auseinandersetzen und die positiven Seiten hervorheben und vielleicht sogar auch noch verbessern.
Die Kultur der EmigrantenInnen ist ein Gewinn für die deutsche Kultur. Das muss noch hier ankommen. Wer andere ausgrenzt, kann nur sich selbst ausgrenzen. Grundsätzlich tritt die hiesige Gesellschaft gegenüber den EmigrantenInnen mit Vorurteilen auf. Wenn man mit dieser Einstellung den EmigrantenInnen auftritt, hat die Gesellschaft bereits verloren. Denn sie hat ohne den anderen bereits anzuhören bestimmt, dass seine Kultur minderwertig ist und wertet damit seine bisherige Lebensart und –einstellung. Extremisten wie die Salafisten und andere Mitglieder, Mitläufer und Anhänger von terroristischen Organisationen haben ein Übriges dazu getan, ein solches Bild zu verfestigen. Das Verhalten von diesen einigen wenigen Zerstörern hat man als die „böse“ Kultur der Emigranten angesehen und gleich als schlecht dargestellt.
Dass das aber nicht so ist, dafür muss viel getan werden, und zwar mit den Betroffenen zusammen. Dazu ist nötig, dass Kultureinrichtungen und –vereine viel mehr und stärker finanziert werden, damit sie ihre Aufgaben zum friedlichen Zusammenleben der Gesellschaften besser ausüben und fördern zu können. Dazu könnten die Minderheiten z. B. eigene Kulturzentren aufbauen, damit die Emigranten ihre kulturellen Aktivitäten dort umsetzen können und sog. Häuser der Begegnungs- und Austauschstätten aufbauen könnten.