Gibt es bald ein Denkmal für türkische Gastarbeiter?
Nach 18 Jahren: Gastarbeiter-Denkmal in Frankfurt/Main steht immer noch nicht
Dass Münteferings Forderung schon lange überfällig ist, möchte man angesichts der über 60-jährigen Geschichte der Gastarbeiter in Deutschland meinen. Aber die erste öffentliche Person, die ein Denkmal fordert, ist sie nicht. Schon 2001, also vor knapp zwei Jahrzehnten, gab es erste Überlegungen in dieser Richtung. Zumindest in der Bankenmetropole am Main. Dort wollte man in unmittelbarer Nähe zum Frankfurter Hauptbahnhof ein Denkmal errichten. Schließlich sind die meisten Gastarbeiter damals nicht komfortabel mit dem Flugzeug oder dem Auto, sondern per Zug angereist. Der Hauptbahnhof war neben jenem in München deswegen für viele das Tor nach Deutschland. Doch wenig erinnert heute an die symbolträchtige Funktion des Verkehrsknotenpunktes. Das wollte und konnte Guiseppe Bruno nicht auf sich sitzen lassen.
Guiseppe Bruno: Sizilianer, Gastarbeiter, Frankfurter
Bruno wanderte selbst 1964 aus den verarmten Süden Italiens nach Deutschland ein. Ihn verschlug es nach Frankfurt, das er zusammen mit tausenden anderen Gastarbeitern nach dem Krieg wieder aufbaute.
Er brachte erstmals die Idee eines Denkmals ein. Die Stadtverwaltung nahm sie auf und am Ende eines Ideenwettbewerbs wählte man bereits 2004 drei Entwürfe aus. Jahre später ist jedoch noch immer keines der Entwürfe für ein Gastarbeiterdenkmal realisiert.
Uneinigkeit zwischen Deutsche Bahn und der Stadt Frankfurt
Da die Deutsche Bahn Eigentümerin des Frankfurter Hauptbahnhofs und des Bahnhofvorplatzes ist, muss sie in die Planungen miteinbezogen werden. Dadurch wurde das Vorhaben nicht unbedingt beschleunigt. Denn mal meldete die Deutsche Bahn bedenken gegen die Entwürfe an, mal kamen die Planungen aufgrund der mangelnden Unterstützung durch die Politik nicht voran. Als dann Umbauten am Bahnhof anstanden, rückte die Errichtung in noch weitere Ferne. Letztes Jahr kam dann die Ankündigung, dass immerhin ein provisorisches Denkmal errichtet werden solle. Dieser solle so lange stehen, bis der Platzumbau und der Bau des eigentlichen Denkmals abgeschlossen seien.
Doch die gute Nachricht kam für Guiseppe Bruno, dem sizilianischen Einwanderer, zu spät. Das ewige Hin und Her sorgte dafür, dass Bruno, der sich so leidenschaftlich für ein Denkmal einsetzte, die Einweihung nicht mehr miterleben wird. Er ist bereits 2014 gestorben.
dtj/dpa