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Serap Güler (CDU) ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete und bald Staatsministerin im Außenministerium.

                 Artikel von Peter Sieben/ Kurier

Trotz Anti-Laschet: CDU-Hoffnungsträgerin Serap Güler setzt sich in Merz-Kabinett durch

Serap Güler ist nun designierte Staatsministerin. Eine bemerkenswerte Karriere – die vor ein paar Jahren auch hätte einknicken können.

Berlin – Ein schwarzer Klumpen Kohle liegt vorn auf dem Schreibtisch in Serap Gülers Berliner Büro. Ein Andenken aus der Steinkohle-Zeche Prosper-Haniel in Bottrop. 2018 war die CDU-Politikerin bei der letzten Grubenfahrt dabei, bevor die Kohle-Ära im Ruhrgebiet endgültig endete.

Natürlich gibt es Fotos davon: Güler mit Grubenhelm neben ihrem Vater, der in den 1960er Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen war, um als Bergmann zu arbeiten. Und Güler neben Armin Laschet: Der war damals NRW-Ministerpräsident und der wohl wichtigste politische Förderer der frisch gebackenen NRW-Staatsministerin für Integration. Wenn Laschet Kanzler wird, hieß es damals, macht auch Güler Karriere in Berlin.

CDU-Minister im Merz-Kabinett stehen fest: Bemerkenswerte Karriere von Serap Güler

Bekanntermaßen kam es anders, Laschet wurde nicht Kanzler. Serap Güler indes wird jetzt Staatsministerin beim künftigen Außenminister Johann Wadepuhl. Ausgerechnet im Kabinett von Anti-Laschet und Anti-Merkel Friedrich Merz, mit dem Güler in den letzten Jahren durchaus nicht immer einer Meinung war. Eine bemerkenswerte Aufsteigergeschichte, auch gegen Hindernisse – die wohl vor allem Gülers immensem Ehrgeiz zu verdanken ist.

 

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Serap Güler (CDU) ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete und bald Staatsministerin im Außenministerium.

Wir hatten in den 80er-Jahren noch Türken-Klassen im Ruhrgebiet. Da wurden alle türkischen Kinder in eine Klasse gesteckt, in denen nur Türkisch gesprochen wurde“, erzählte die CDU-Politikerin mal im Interview mit dieser Redaktion. Aufgewachsen ist sie in Marl in NRW. Die Integrationspolitik und der Umgang mit Familien, die eine Migrationsgeschichte hatten, war damals: gelinde gesagt ausbaufähig. Güler bahnte sich ihren Weg über Abi, Ausbildung, Studium und Landespolitik bis in den Bundestag, in dem sie seit 2021 Mitglied ist.

Versierte CDU-Außenpolitikerin im Kabinett von Friedrich Merz

Wenige Wochen vor ihrer Ernennung zur Staatsministerin haben wir Serap Güler zuletzt zum Gespräch in Berlin getroffen. Ihr Name kursierte zu dem Zeitpunkt in Berlin bereits bei Fragen rund ums neue Kabinett. In den letzten Jahren hat sich Güler einen Ruf vor allem als versierte Außenpolitikerin und Bundeswehrexpertin erarbeitet, war in den Koalitionsverhandlungen Mitglied der Arbeitsgruppe „Außen und Verteidigung“. Auf die Frage, ob sie ein Amt anstrebe, antwortete Güler bescheiden, aber vielsagend: „Das sucht man sich ja nicht selbst aus. Man wird für etwas berufen. Und je nachdem würde ich mich der Verantwortung stellen.“

Serap Güler im Gespräch mit Bundestagsreporter Peter Sieben in ihrem Abgeordnetenbüro in Berlin.

An der Wand neben dem Schreibtisch hängt eingerahmt ein Spiegel-Cover: Angela Merkel und das „Männer!“-Zitat. Ein Statement? Güler gehört zu den besonders einflussreichen Frauen innerhalb der CDU, davon gibt es nicht allzu viele, die Fraktion ist immer noch sehr männerlastig. Bräuchte es eine Parität? Die vage Antwort: Es gehe nicht um Quoten, sondern um gute, verantwortungsbewusste Politik. „Das ist gerade in diesen unruhigen Zeiten, in denen wir leben, wichtiger denn je.“

Güler über Wahlheimat: „Außer Politik zieht mich nichts nach Berlin“

Die Muslimin ist Leiterin des Migrationsnetzwerks ihrer Fraktion und neuerdings auch Chefin der Kölner CDU. Der Terminkalender ist voll, einen erschöpften Eindruck macht sie trotzdem selten, wenn man ihr begegnet. Manchmal helfe ein bisschen Koffein, so Güler, die immer ein paar Flaschen Cola im Büro hat; zuckerfrei. Ansonsten ist sie für ihre klare Sprache bekannt, auch bei empfindlichen Themen. Nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht 2023, als Jugendliche Polizisten und Sanitäter angriffen, forderte sie mehr Härte vom Staat und sagte sie in einem Interview, ihr Vater hätte den „Angreifern aus der Silvesternacht deutlich die Leviten gelesen“.

Köln hat Güler zu ihrer geliebten Wahlheimat gemacht, ist jedes Jahr beim Rosenmontagszug dabei. „Das Schönste an Berlin ist die Bahnfahrt zurück nach Köln“, so Güler im Gespräch mit dieser Redaktion. „In Berlin wird die große Politik gemacht und das macht mir sehr große Freude. Aber ich bin und bleibe NRWlerin, außer der Politik zieht mich nichts nach Berlin. Home is, where the Dom is.“