Mitarbeiter eines türkischen Konsulats berichtet
Einbürgerungen von Türken steigen
Bei Einbürgerungen in die deutsche Staatsangehörigkeit wurde in den vergangenen Monaten ein Anstieg verzeichnet.Nordrhein-Westfalens Landesregierung wirbt bei Migranten offensiv um mehr Einbürgerungen. Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die hier dauerhaft lebten und arbeiteten, sollten die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, erklärte Staatssekretärin Serap Güler (CDU) am Mittwoch in Köln.
Im vergangenen Jahr hatten sich in NRW nach Angaben Gülers 27.027 Menschen einbürgern lassen. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (26.573), aber ein Rückgang gegenüber 2014. Damals wurden landesweit 27.737 Einbürgerungen registriert.
Besonders viele Türken für Einbürgerung – Aus politischen Gründen
Besonders Türkeistämmige Personen entscheiden sich viel öfter für eine Einbürgerung in Deutschland. Die Gründe sind sehr subjektiv, aber ein Faktor zeigt einen besonders hohen Sprung in der Skala nach oben: „Politische Beweggründe“. Laut einem türkischen Beamten eines türkischen Konsulats hören die Anträge auf eine „Genehmigung zum Austritt von der türkischen Staatsbürgerschaft“ gar nicht mehr auf. Aufgrund von nachvollziehbaren Bedenken will der Beamte nicht namentlich erwähnt werden. Nennen wir ihn Cemal Çolaksol*.
Dabei ist der Weg zur Ausbürgerung von der türkischen Staatsbürgerschaft und Einbürgerung in die deutsche Staatsbürgerschaft ein mühseliger, langatmiger und teurer Weg. Für eine Einbürgerung muss eine Person im Normalfall mindestens drei Termine in der Ausländerbehörde wahrnehmen und mindestens zweimal in ein türkisches Konsulat gehen. Der Kostenpunkt für die gesamte Prozedur beträgt deutlich über 300€. Zudem ist der Besuch für so manchen ausbürgerungswilligen Türken nicht gerade ein Zuckerschlecken. Einschlägige Medienberichte von Unregelmäßigkeiten und in einzelnen Fällen sogar von Gewaltanwendung beweisen, dass gewisse Personen besonders gefährdet sind. Dennoch, „war die Zahl der Ausbürgerungen nie so hoch“, erläutert Çolaksol und vermutet die politischen Turbulenzen in der Türkei als wichtigsten Beweggrund. „Es sind viele kluge Köpfe dabei. Unser Job bringt einem bei, Menschen in kurzen Dialogen einschätzen zu können. Es sind meistens Akademiker“, drückt Çolaksol sein Bedauern aus. Das sei bedenklich für die Zukunft der türkischen Republik.
Reformen im Konsulat bringen nur mehr Belastungen für uns
Außerdem beklagte sich Çolaksol über die neuen Arbeitszeiten in türkischen Konsulaten. Denn zu dem mühsamen Weg zur Einbürgerung in die deutsche Staatsbürgerschaft gehören mehrere Termine im türkischen Konsulat und mindestens genauso viele in den städtischen Ausländerbehörden. Während die türkische Konsulate seit einigen Jahren nur noch mit Online-Termin Vergabe arbeiten, verteilen die meisten Ausländerbehörden klassische Termine. Çolaksol meint, „die Online-Terminvergabe sollte angeblich eine effizientere Arbeitsweise ermöglichen. Stattdessen belastet es uns extrem. Früher gab es ein Tumulte, ja, aber heute hören die Besprechungen gar nicht mehr auf. Wann sollen wir denn die übrigen Arbeiten erledigen?“. Bei gleichbleibender Arbeitsanforderung sei nur die Belastung der türkischen Beamten angestiegen, beteuert der erfahrene Beamte.
Die Einbürgerung sei nicht nur „ein klares Bekenntnis“ zur neuen Heimat. Mit dem deutschen Pass würden auch Möglichkeiten zur politischen Teilhabe eröffnet, so die Staatssekretärin Serap Güler. In den vergangenen 15 Jahren haben im bevölkerungsreichsten Bundesland über 615.000 Zuwanderer einen deutschen Pass erhalten. Fast ein Fünftel aller Einbürgerungsanträge (18,7 Prozent) wird von türkischen Migranten gestellt. In dieser Rangliste folgen Staatsangehörige aus Polen (6 Prozent) und dem Kosovo (4,7 Prozent).
Formun Üstü