Gaza-Krieg: Israel empört über Festnahme von Fußballer in der Türkei

 von dpa / welt

 

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Der israelische Fußballer Sagiv Jehezkel zeigt seine Bandage, auf der "100 Tage" sowie das Datum "7. Oktober"

und ein Davidstern stehen. © Depo Photos via ZUMA Press Wire/​dpa

Israels Verteidigungsminister Joaw Galant hat der Türkei nach der vorübergehenden Festnahme des israelischen Fußballprofis Sagiv Jehezkel vorgeworfen, ein "verlängerter Arm der Hamas" zu sein. Jehezkels Festnahme bezeichnete Galant im Onlinedienst X als "Ausdruck von Heuchelei und Undankbarkeit". Er verwies dabei auch auf umfangreiche Hilfen, mit denen Israel die Türkei nach der Erdbebenkatastrophe vor knapp einem Jahr unterstützt hatte.

Jehezkel hatte bei einem Fußballspiel seines Vereins Antalyaspor gegen Trabzonspor in der Türkei am Sonntag mit einer Geste öffentlich der Opfer des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober gedacht. Auf einer Bandage an seinem Arm standen handschriftlich die Worte "100 Tage" und "7. Oktober", zudem war ein Davidstern abgebildet. Das Massaker der Hamas an etwa 1.200 Zivilisten in Israel war am Sonntag genau 100 Tage her. Mit der Aktion erinnerte Jehekzel zudem an die mehr als 100 israelischen Geiseln, die sich noch immer in der Gewalt von Terroristen im Gazastreifen befinden.

Fußballverein stellt Jehezkel frei

In der Türkei wurde Jehezkels Botschaft derweil als antipalästinensisch gewertet. Justizminister Yılmaz Tunç teilte auf X mit, die Generalstaatsanwaltschaft ermittle wegen "öffentlicher Anstiftung zu Hass und Feindseligkeit" gegen Jehezkel. Der Spieler habe mit seiner "hässlichen Geste" Unterstützung für das "israelische Massaker in Gaza" demonstriert. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu schrieb von Ermittlungen wegen Volksverhetzung und berichtete, der Fußballspieler sei festgenommen und verhört worden. Der Erstligist Antalyaspor stellte den Fußballer zudem frei, wie aus einer Mitteilung auf der Vereinswebsite hervorgeht.  

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Nach Angaben des israelischen Außenministeriums wurde Jehezkel inzwischen aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Er soll demnach noch im Laufe des Tages nach Israel zurückkehren.

Der 28-jährige Jehezkel ist israelischer Nationalspieler und wechselte im September vom israelischen Verein Hapoel Be'er Sheva in die türkische Süper Lig zu Antalyaspor. Seine Solidaritätsaktion mit den Opfern der Hamas unternahm er nach seinem Ausgleichstreffer gegen Trabzonspor in der zweiten Halbzeit. Es war sein sechstes Saisontor.  

Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei haben sich seit Beginn des derzeitigen Gaza-Kriegs erheblich verschlechtert. In der Türkei solidarisieren sich im Nahostkonflikt viele Menschen mit den Palästinensern. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte die Hamas nach ihrem Großangriff auf Israel als "Freiheitskämpfer" bezeichnet. Mehrere ranghohe Hamas-Vertreter leben zeitweise oder dauerhaft in der Türkei. Berichten zufolge soll sich Hamas-Chef Ismail Hanija sogar während des Überfalls auf Israel am 7. Oktober in der Türkei aufgehalten haben. Die Türkei dementiert dies nicht. Hanija lebt normalerweise in Katar.