Attentäter von Paris hatte „pathologischen Hass auf Ausländer“
Der mutmaßliche Täter des tödlichen Angriffs nahe einem kurdischen Gemeinde- und Kulturzentrum in Paris hat sich zu einem „pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer“ bekannt. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Der Mann habe seit einem Einbruch vor sechs Jahren „immer Lust gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten“. Bereits am Samstag war ein rassistisches Motiv in die Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit aufgenommen worden.
Laut Staatsanwaltschaft wollte der Mann ursprünglich im stark von Migranten geprägten Pariser Vorort Saint-Denis Menschen angreifen. Er habe sich bewaffnet dorthin begeben, „um Morde an ausländischen Personen zu begehen“. Dann habe er von seinem Plan abgelassen, weil nur wenige Menschen vor Ort waren und er wegen seiner Kleidung seine Waffe nicht leicht nachladen konnte.
Täter zunächst in der Psychiatrie
Stattdessen ging er am Freitag zu einem kurdischen Gemeinde- und Kulturzentrum, wo er mehrere Schüsse abfeuerte und drei Menschen tötete. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt, zwei davon sind noch im Krankenhaus. Fünf der sechs Opfer seien türkische Staatsbürger, eines Franzose. Der mutmaßliche Täter, ein 69 Jahre alter Franzose, konnte noch überwältigt werden, bevor die Polizei eintraf und wurde dann später festgenommen. Wegen seines Gesundheitszustands wurde er auf eine psychiatrische Station gebracht, kam am Sonntagnachmittag aber zurück in Gewahrsam.
Bei seiner Festnahme trug der Mann seine Waffe, vier Magazine mit insgesamt 14 Schuss sowie eine Schachtel mit 25 Schuss Munition mit sich. Den Informationen zufolge wollte er die gesamte Munition verwenden und sich mit dem letzten Schuss selbst töten. Er habe sich selbst als depressiv und suizidär bezeichnet.
Warum gerade Kurden?
Der Verdächtige hatte es auf alle Migranten abgesehen und ihm unbekannte Menschen angegriffen, wie er laut Staatsanwaltschaft sagte. Gegen Kurden habe er seiner Aussage zufolge etwas gehabt, weil sie „bei ihrem Kampf gegen (die Terrormiliz) IS Gefangene nahmen statt sie zu töten“. Im Umfeld des mutmaßlichen Täters war kein besonderes Interesse für die Situation von Kurdinnen und Kurden bekannt, wie die Staatsanwaltschaft nach Befragungen mitteilte. Nach dem Einbruch 2016 hätten seine Bekannten aber einen radikalen Verhaltenswandel festgestellt.
Der Verdächtige war erst vor wenigen Tagen aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben. Am Montag soll er nun einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
dpa/dtj