Muslimische Frauen in Deutschland Allahs rechtlose Töchter

Tausende Musliminnen leben in Deutschland unter dem Joch einer Männerherrschaft. Im XXP-Studio diskutieren Experten über fehlgeschlagene Integration, die Multi-Kulti-Lüge und notwendige Schritte auf dem Weg zu mehr Transparenz.

Türkinnen auf einem Berliner Markt
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Türkinnen auf einem Berliner Markt

Der Mord an dem niederländischen Filmemacher Theo Van Gogh und die darauf folgende Eskalation der Gewalt zwischen Muslimen und Andersgläubigen haben gezeigt: Selbst in einer liberalen und geradezu vorbildlich multikulturell geprägten Gesellschaft wie in den Niederlanden gibt es ethnisch-religiöse Differenzen, die längst verhärtet und für viele offenbar unüberwindbar sind.

Die Deutschen beobachten verschreckt das Desaster im Nachbarland und sind zum wiederholten Male mit der Tatsache konfrontiert, dass auch hier zu Lande die Integration ausländischer Mitbürger vielerorts komplett fehlgeschlagen ist. Selten wurde so klar formuliert, was faul ist in Deutschland: Unter dem Deckmantel der "kulturellen Vielfalt" haben sich Parallelwelten gebildet, in denen der Rechtsstaat teilweise außer Kraft gesetzt scheint.

In diesen Nischen bewegen sich nicht nur potenzielle Terroristen und politische Extremisten jeder Couleur. Hier leidet auch eine unbekannte Zahl muslimischer Frauen, die in ihren Häusern fern der Heimat wie in Gefängnissen gehalten werden. Hinter verschlossenen Türen leben sie in Zwangsehen, nicht selten mit ungeliebten oder gar gewalttätigen Ehemännern. Verschleierung, Unterdrückung und schlimmstenfalls Ehrenmorde sind Teil dieses für viele Deutsche vollkommen unverständlichen Mikrokosmos.

Straftaten wie Vergewaltigung oder Nötigung werden in diesem Zusammenhang so gut wie niemals angezeigt. Nur in sehr seltenen Fällen gelingt es den Migrantinnen, sich in ein Frauenhaus oder die Anonymität zu flüchten. Dabei sind die Musliminnen nicht nur Opfer einer brutalen Männerherrschaft, sondern auch eines deutschen Tabus: Andere Kulturen und Religionen sollten nicht kritisiert werden - so der Umkehrschluss aus der bitteren Erfahrung mit der von Rassismus und Xenophobie geprägten NS-Zeit.

Wie also ist den von außen so schwer erreichbaren Frauen zu helfen? Mit welchen rechtlichen Mitteln könnte es gelingen, abendländische Werte auch in hier lebenden orientalischen Familien zu etablieren und Gesetzesverstöße zu ahnden? Im XXP-Studio diskutiert SPIEGEL-Redakteurin Cordula Meyer mit der Islamwissenschaftlerin Ursula Spuler-Stegemann und der Rechtsanwältin Seyran Ates.

Sendetermin: Montag, 15. November, 23 Uhr,

Gäste im Studio

Ursula Spuler-Stegemann, Islamwissenschaftlerin
Ursula Spuler-Stegemann ist Honorarprofessorin für Religionsgeschichte an der Philipps-Universität Marburg und lehrt Religionsgeschichte und Türkisch. Die 65-Jährige studierte Orientalistik, Semitistik (Arabisch, Persisch und Türkisch) sowie Vergleichende Religionswissenschaft und Germanistik. Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet sie schwerpunktmäßig zum Islam der Gegenwart und forschte in zahlreichen islamischen Ländern. Als Sachverständige berät sie wichtige politische Institutionen. Die Verfasserin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen lebt in Marburg. Spuler-Stegemann betont, dass es besonders schwer sei, gegen die Geringschätzung der Frau im Islam vorzugehen, weil diese "religiös zu rechtfertigen und im Koran zu orten" sei. In ihrem Buch "Frauen und die Scharia" listet sie die systematische, in der Scharia angelegte Benachteiligung von Frauen auf. So empfehle zum Beispiel ein spanischer Imam völlig ungehemmt, Frauen mit "nicht zu dicken Ruten auf die Hände und Füße zu schlagen". Die Scharia, so die Islamwissenschaftlerin, sei längst im Westen angekommen.


Seyran Ates, Rechtsanwältin und Autorin
Seyran Ates wurde 1963 in Istanbul geboren und lebt seit mehr als dreißig Jahren in Deutschland. Sie arbeitet in Berlin als Rechtsanwältin und Autorin. Ates kennt die Situation türkischer Migrantinnen aus eigener, mitunter leidvoller Erfahrung. Ihre Eltern kamen als so genannte Gastarbeiter nach Berlin, wo die Familie zu siebt in einer Einzimmerwohnung im Wedding wohnte. Die Rollenverteilung im Haus war traditionell: Seyran bediente den Vater und die Brüder, durfte das Haus nur für die Schulstunden verlassen und wurde auf die Heirat mit einem türkischen Mann vorbereitet. Das Leben in zwei Parallelgesellschaften fiel dem Mädchen zusehends schwer. Mit 17 Jahren hielt sie die Spannungen nicht mehr aus und lief von zu Hause weg. Für die Familie war es ein Skandal, für Seyran ein erster Schritt in die Freiheit. 1984 wurde die engagierte Kämpferin für die Rechte der Migrantinnen, die damals in einem türkischen Frauenbüro arbeitete, von einem strenggläubigen muslimischen Türken aus dem Umfeld der nationalistischen "Grauen Wölfe" angeschossen. Sie rang mit dem Tod. In ihrem Buch "Große Reise ins Feuer" hat die "Deutsche Türkin" ihre Geschichte verarbeitet. Heute geißelt Ates den "deutschen Zustand der Unschuld" nach dem Motto "Seht, wir haben gelernt und dulden alles". Der zaghafte Umgang des Landes mit seinen Minderheiten ist ihr unverständlich. "Warum nicht Forderungen an die Einwanderer stellen? (...) Ich sage: Europa hat ein Recht darauf, selbstbewusst einen bestimmten Status Quo bei seinen abendländischen Werten zu wahren."