Flüchtlingshilfe: Viele Flüchtlingsinitiativen rufen keine Fördermittel ab

Fehlende Zeit und hohe bürokratische Anforderungen: Laut einer Studie nehmen viele Flüchtlingshelfer keine Förderung in Anspruch, weil der Zugang kompliziert ist.
Flüchtlingshilfe: Eine Deutschstunde für Frauen aus Syrien in Halle an der Saale
Eine Deutschstunde für Frauen aus Syrien in Halle an der Saale © Jens Schlueter/Getty Images

37 Prozent der Flüchtlingsinitiativen in Deutschland nehmen einer Studie zufolge keine Fördermittel in Anspruch – auch wenn diese Gruppen oft zusätzliches Geld brauchen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Demnach nennen die für die Studie befragten Initiativen fehlende Zeit (70 Prozent), hohe bürokratische Hürden (58 Prozent) und unzureichende Informationen (48 Prozent) als Gründe.

An fehlenden staatlichen und privaten Förderprogrammen liegt es dagegen nicht, heißt es in der Studie. Befragt wurden die Helferinnen und Helfer zwischen Februar und April 2017. Die Bertelsmann Stiftung fordert unter Verweis auf die Ergebnisse unter anderem, die Antragsverfahren für die verschiedenen Förderangebote von Bund, Land, Stiftungen und Fonds zu vereinfachen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie verweisen im Zusammenhang mit den bürokratischen Hürden auf behördliche Vorgaben für die Projektförderung. So dürften Projekte zum Förderzeitpunkt beispielsweise noch nicht begonnen haben. Außerdem würden wiederkehrende Ausgaben nur selten gefördert. Zudem fordere der Staat von den Initiativen eine Vereinsform, die den Helferinnen oft nicht als sinnvoll erscheine. So gaben knapp 38 Prozent der Initiativen an, sie wollten unabhängig bleiben. Ein Motiv dafür ist der Studie zufolge vielfach die Furcht der engagierten Helfer, als Lückenfüller für eigentlich staatliche Aufgaben instrumentalisiert zu werden.

Gerade kleine Initiativen brauchen Förderung

Einer der Autoren der Studie, Serhat Karakayali vom BIM, nannte es bemerkenswert, dass die öffentlichen Mittel vor allem bei den schon etablierten Trägern ankämen, ­ also bei bestehenden Vereinen und Verbänden. "Diese oft größeren Organisationen haben Erfahrung im Beantragen und Einwerben von solchen Geldern. Die vielen kleinen Willkommensinitiativen dagegen finanzieren sich hauptsächlich durch private Spenden", sagte Karakayali.

"Es ist bedauerlich, wenn gerade die spontan entstandenen, informell organisierten Initiativen nicht von der Förderung durch die öffentliche Hand profitieren", sagte Karakayali. "Denn vor allem diese Initiativen waren es, die im Angesicht der Überforderung staatlicher Strukturen wesentliche Aufgaben der Versorgung, Betreuung und schließlich Integration der Flüchtlinge geleistet haben."

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