Debatte um Abschiebung: Asyl nur noch für Integrierte?

                                                                Geschichte von Harald Stau
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                                                         Polizeibeamtinnen- und beamte gedenken am 07.06.2024 am Marktplatzbrunnen in Mannheim ihrem getöteten Kollegen. © Frank Röth
 

Es kommt in Deutschland zum Glück sehr selten vor, dass Polizisten ermordet werden, zehn waren es beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren. Sie wurden von Betrunkenen erstochen oder von Kriminellen überfahren, meistens wurden sie erschossen: von Wilderern oder von Drogendealern, von Reichsbürgern und psychisch Kranken. Ein Muster oder eine Zunahme der Brutalität ist an den Zahlen nicht abzulesen, geschweige denn eine politische Tendenz, es sei denn die sehr offensichtliche Regel: Sämtliche Täter waren Männer.

Wenn nun der Mord am Polizisten Rouven L. als Symptom gesellschaftlicher Verrohung interpretiert wird, dann ist das schon deshalb etwas schräg, weil der Mannheimer Beamte gar nicht das beabsichtigte Ziel der Gewalt war – auch nicht als Repräsentant des Landes. Was nicht heißt, dass man nicht trotzdem über den Kontext dieses Mordes reden kann, über Biographie und Radikalisierung des Täters Sulaiman A., der 2013 als unbegleiteter Minderjähriger aus Afghanistan nach Deutschland gekommen war, oder auch über den Einfluss extremistischer Propaganda und die Frage, wie man verhindern kann, dass Menschen dafür empfänglich sind. Man sollte nur, um bei der Sache zu bleiben, die Ursache für den mörderischen Hass nicht darin suchen, dass es beim Kampf gegen den Islamismus „eine gewisse Nachsichtigkeit“ gebe, wie die „Spiegel“-Kolumnistin Sabine Rennefanz schrieb. Die resultiert ihrer Meinung nach daraus, dass „sich die meisten offenbar dem Kampf ‚gegen rechts‘ verschworen zu haben scheinen“. Statt gegen Fremdenfeindlichkeit einzutreten, empfiehlt sie, den feindlichen Fremden besser ein wenig Nachhilfe in deutscher Sprache und der weltberühmten freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu geben, die nämlich „überfordert viele Geflüchtete“, weil die oft „aus Gesellschaften kommen, in denen Stammesdenken gilt“.

Man würde wirklich gerne wissen, wie manche Kommentatoren auf die Idee kommen, dass die bei solchen Gelegenheiten so gerne beschworene Integration daran scheitert, dass Menschen, die nach Deutschland flüchten, „unsere“ Werte ablehnen; und nicht umgekehrt. Im Fall von Sulaiman A. ist das besonders paradox, weil er doch, wie der „Spiegel“ berichtet, bis vor der Tat als „Musterbeispiel für einen gut integrierten Flüchtling durchgegangen“ sei – und das, obwohl sein Asylantrag abgelehnt wurde. Trotzdem kommentiert Denis Yücel in der „Welt“: „Hätte man den Täter rechtzeitig abgeschoben, wäre Rouven L. noch am Leben.“

Leider verrät er nicht, wann diese rechte Zeit gewesen wäre: Nachdem A. seinen Hauptschulabschluss gemacht hat? Nach seiner Hochzeit oder der Geburt seiner beiden Kinder? Oder nachdem er seiner vorbildlich geschwätzigen deutschen Nachbarin einen Koran geschenkt hat, wie „Spiegel TV“ nun in dem Heppenheimer Hochhaus erschnüffelt hat, in dem der Täter wohnte? Spätestens eine so dreiste Freundlichkeit wäre doch Grund genug, jemanden aus dem Land zu werfen.

Reinlassen aber sollte man am besten nur noch die, die schon gut integriert sind, bevor sie zu uns kommen.