Anschlag in Istanbul: Mehrere Tote und Verletzte, Nachrichtensperre verhängt

 

In Istanbul ist es zu einer Explosion gekommen. Einzelheiten zum Vorfall sind bislang unklar, doch die Regierung ist äußerst alarmiert und verhängte als Erstes eine Nachrichtensperre.

Bei einer Explosion in einer beliebten Istanbuler Fußgängerzone sind am Sonntag nach Angaben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sechs Menschen getötet und 81 verletzt worden. Der Vorfall habe sich gegen 16.20 Uhr ereignet, teilte der Istanbuler Gouverneur Ali Yerlikaya bei Twitter mit. Erdogan bezeichnete die Explosion als „hinterhältigen Anschlag“. Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay sprach am Abend von einem „Terroranschlag“.

Der mutmaßliche Bombenleger ist offiziellen Angaben zufolge festgenommen worden. Die Polizei habe eine Person, die die Bombe gelegt habe, verhaftet, zitierte die staatliche Agentur Anadolu auf ihrem englischsprachigen Twitter-Account am Montag den türkischen Innenminister Süleyman Soylu.

Der Oberbürgermeister der Stadt Ekrem Imamoglu sagte die Teilnahme an einer Veranstaltung am Sonntagabend ab, die Minister für Inneres und Justiz haben sich dem Staatssender TRT zufolge umgehend von der Hauptstadt Ankara auf den Weg nach Istanbul gemacht. Die Bekanntgabe der aktuellen Opferzahlen kam vom Präsidenten selbst.

Gleich fünf Staatsanwälte wurden mit einer Untersuchung der Vorgänge beauftragt. Dass die türkische Regierung so alarmiert ist, könnte daran liegen, dass es sich um eine Terrorattacke handeln könnte. Zumindest Erdogan spricht von einem Bombenanschlag, ein „Geruch von Terror“ liege in der Luft, sagte er.

Filmaufnahmen zeigten Rettungswagen, Feuerwehrfahrzeuge und Polizei am Explosionsort in der Istiklal-Straße. In sozialen Medien hieß es, Geschäfte seien geschlossen und die Straße gesperrt worden. Auf einem im Internet veröffentlichten Video waren Flammen zu sehen, ein lauter Knall war zu hören. Fußgänger rannten davon.

Nachrichtensperre in türkischen Medien

In türkischen Medien wurde kurz nach dem Unglück vorerst nicht über die Explosion berichtet. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre für Medien. Berichte über die Explosion sollten vermieden werden, um nicht für Angst und Panik in der Bevölkerung zu sorgen, hieß es in dem Schreiben am Nachmittag. Die Sender CNN Türk und TRT etwa unterbrachen daraufhin ihre Berichte über die Explosion auf der beliebten Einkaufsmeile.

Der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidialamts, Fahrettin Altun, warnt vor weiteren Berichten türkischer Medien. Alle Institutionen und Organisationen unseres Landes führten eine schnelle, sorgfältige und effektive Untersuchung des Vorfalls durch. „In diesem Prozess fordern wir Medienorganisationen auf, Verantwortung zu übernehmen, sich nicht auf desinformierende Inhalte aus sozialen Medien zu verlassen und die Aussagen von zuständigen Behörden als Grundlage zu nehmen.“

Die Straße ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, auf der auch sonntags häufig großes Gedränge herrscht. 2016 hatte sich ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt.

Außenministerin Annalena Baerbock drückte nach dem Anschlag ihr Mitgefühl aus. „Furchtbare Bilder kommen aus Istanbul“, erklärte die Grünen-Politikerin am Sonntag auf Twitter. „Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstraße Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden.“

Auch andere deutsche Politiker äußerten sich betroffen. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer des feigen Anschlags auf der Istiklal Caddesi in Istanbul“, schrieb Grünen-Chef Omid Nouripour auf Twitter. „Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung.“

Das Auswärtige Amt riet Menschen, die sich in Istanbul aufhalten, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. „Meiden Sie in jedem Fall das betroffene Gebiet“, schrieb das Amt am Abend in einer Aktualisierung seiner Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei.

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Explosion in Istanbul: PKK weist Anschuldigungen der türkischen Regierung zurück

Schon kurz nach der Bombenexplosion in Istanbul hat die türkische Regierung eine Hauptverdächtige präsentiert. Die Frau soll Verbindungen zu einem syrischen Ableger der PKK haben. Die verbotene türkische Arbeiterpartei dementiert.Schon kurz nach der Bombenexplosion in Istanbul hat die türkische Regierung eine Hauptverdächtige präsentiert. Die Frau soll Verbindungen zu einem syrischen Ableger der PKK haben. Die verbotene türkische Arbeiterpartei dementiert.

Explosion in Istanbul: PKK weist Anschuldigungen der türkischen Regierung zurück

 

Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat bestritten, in die Bombenexplosion in Istanbul involviert zu sein. »Unser Volk und die demokratische Öffentlichkeit wissen genau, dass wir nichts mit diesem Vorfall zu tun haben, dass wir nicht direkt auf Zivilisten zielen und dass wir Aktionen nicht akzeptieren, die auf Zivilisten abzielen«, hieß es in einer Mitteilung, die von der PKK-nahen Nachrichtenagentur Firat am Montag veröffentlicht wurde.

Die Explosion in einer belebten Einkaufsstraße hatte am Sonntag sechs Menschen getötet und mehr als 80 Menschen verletzt. Präsident Recep Tayyip Erdoğan sprach von einem »hinterhältigen Anschlag