Inflation steigt auf 85,5 Prozent – Erdoğan will den Leitzins weiter senken

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Recep Tayyip Erdoğan, Präsident der Türkei, während eines bilateralen Treffens in Kasachstan. Foto: Vyacheslav Prokofyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Die galoppierende Inflation in der Türkei hat weiter an Tempo zugelegt. Präsident Erdoğan stellt weitere Zinssenkungen in Aussicht. Was das für das Land bedeutet.

Im Oktober lagen die Verbraucherpreise 85,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das nationale Statistikamt am Donnerstag in Ankara mitteilte. Die unabhängige Expertengruppe ENAG kommt sogar auf 186,27 Prozent. Im Vormonat hatte die Teuerung 83,4 Prozent betragen.

Zum Vergleich: Deutschland hatte im Oktober einen Anstieg der Verbraucherpreise um 10,4 Prozent erlebt. Präsident Erdoğan will seine nicht bewährte Wirtschaftspolitik fortsetzen. „Mit dem Präsidialsystem ist Stabilität in die Türkei gekommen. Wir setzen unseren Weg mit einer gesunden Wirtschaft fort. Wir werden die Zinssätze auf einstellige Werte senken“, sagte er am Vorabend.

Erzeugerpreise doppelt so hoch

Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise in der Türkei im Oktober um 3,5 Prozent. Seit etwa einem Jahr geht es mit den Verbraucherpreisen in dem Land stark nach oben. Ende 2021 hatte die Teuerung nur bei etwa 20 Prozent gelegen. Wie stark der Preisdruck derzeit ist, zeigen vor allem die Erzeugerpreise, die im Oktober um 157,7 Prozent im Jahresvergleich gestiegen sind.

Die Erzeugerpreise erfassen die Preise auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Die Jahresrate der Erzeugerpreise ist mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Herstellerpreise beeinflussen die Lebenshaltungskosten der Verbraucher mittelbar und mit Zeitverzug.

Steigende Preise für Energie und Rohstoffe

In der Türkei wird die hohe Inflation durch mehrere Faktoren getrieben. Seit längerem sorgt die schwache Landeswährung Lira für Preisauftrieb, da sie in die Türkei importierte Güter verteuert. Hinzu kommen anhaltende Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Zudem steigen die Preise von Energie und Rohstoffen, vor allem wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken stemmt sich die türkische Notenbank nicht mit Zinsanhebungen gegen die galoppierende Teuerung. Vielmehr hat sie ihren Leitzins zuletzt mehrfach verringert.

dtj/dpa