Rushdie-Angreifer „überrascht“ von Überleben des Autors
Aus der Haft gibt der mutmaßliche Angreifer von Salman Rushdie ein Interview. Mit dem Überleben des indisch-britischen Starautors habe der Beschuldigte nicht gerechnet.
Der mutmaßliche Angreifer von Salman Rushdie ist nach eigenen Angaben „überrascht“, dass der Starautor die Attacke überlebt hat. Er habe sich entschieden, zur Veranstaltung mit Rushdie in dem Bildungszentrum Chautauqua Institution im US-Staat New York zu gehen, nachdem er im vergangenen Winter einen Tweet mit der Ankündigung von dessen Auftritt gesehen habe, sagte Hadi Matar in einem Interview der Zeitung „New York Post“ aus dem Gefängnis, und: „Ich mag diese Person nicht. Ich denke nicht, dass er eine sehr gute Person ist. Er ist jemand, der den Islam angegriffen hat. Er griff unsere Überzeugungen an, das Glaubenssystem.“
Dem 24-jährigen Matar wird vorgeworfen, auf Rushdie am vergangenen Freitag beim Event in der Chautauqua Institution eine Messerattacke verübt zu haben. Der 75 Jahre alte Autor erlitt Verletzungen an der Leber, Nerven in einem Arm und einem Auge wurden durchtrennt. Laut seinem Management und seinem Sohn Zafar ist Rushdie inzwischen auf dem Weg der Besserung.
Die Tat löste weltweit Entsetzen und Empörung aus. Rushdie hat seit der Veröffentlichung seines Buches „Die satanischen Verse“, das vielen Muslimen als blasphemisch gilt, immer wieder Morddrohungen erhalten. 1989 erließ der mittlerweile verstorbene Oberste Geistliche im Iran, Ajatollah Ruhollah Chomeini, eine Fatwa gegen den Autor, die zu seiner Tötung aufrief.
Matar erklärte zwar in dem Interview, er halte Ajatollah Chomeini, den Anführer der islamischen Revolution im Iran von 1979, für eine „großartige Person“. Doch wollte er nicht sagen, ob er dessen Fatwa gegen Rushdie gefolgt sei. Kontakte zur iranischen Revolutionsgarde habe er nicht unterhalten, ergänzte Matar. Er habe auch nur „ein paar Seiten“ des Buchs „Die satanischen Verse“ gelesen.
Der in Fairview im Staat New Jersey lebende Matar sagte der „Post“ zudem, dass er am Tag vor dem Angriff auf Rushdie mit dem Bus nach Buffalo im Staat New York gefahren und dann mit einem Fahrdienst in das rund 64 Kilometer entfernte Chautauqua weitergereist sei. Dort habe er eine Eintrittskarte im Bildungszentrum gekauft und in der Nacht vor Rushdies Auftritt auf dem Gelände auf dem Rasen geschlafen.
Matar wurde in den USA geboren, hat aber auch einen libanesischen Pass. Seine Mutter sagte Reportern, dass er von einem Besuch bei seinem Vater im Libanon 2018 wesensverändert zurückgekehrt sei. Ihr Sohn sei in eine düstere Stimmung verfallen und habe sich von seiner Familie zurückgezogen.