Niederlande entschuldigen sich für Versagen bei Völkermord Srebrenica
27 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica haben die Niederlande erstmals bei den Angehörigen der Opfer um Entschuldigung für ihr Versagen gebeten.
„Die internationale Gemeinschaft hat beim Schutz der Menschen von Srebrenica versagt“, sagte Verteidigungsministerin Kasja Ollongren am Montag bei der Gedenkfeier in Potocari in Bosnien-Herzegowina. „Als Teil dieser Gemeinschaft trägt auch die niederländische Regierung einen Teil der politischen Verantwortung für die Situation, in der dieses Versagen geschehen konnte. Dafür entschuldigen wir uns zutiefst.“
Srebrenica war eine UN-Schutzzone im Balkankrieg. Die niederländische UN-Einheit Dutchbat sollte im Sommer 1995 Tausende bosnische Flüchtlinge in der Enklave schützen. Doch am 11. Juli überrannten serbische Einheiten unter Führung von General Ratko Mladic Srebrenica. Die nur leicht bewaffneten Blauhelme widersetzten sich nicht. Die Serben ermordeten 8372 bosnisch-muslimische Jungen und Männer, aber auch Frauen und Mädchen. Der Massenmord galt bisher als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Jahr für Jahr werden neue Opfer identifiziert
Die Regierung hatte zwar zuvor bereits eigene politische Fehler zugegeben, doch eine klare Entschuldigung stets abgelehnt. „Wir können das Leiden nicht von Ihnen nehmen“, sagte die Verteidigungsministerin jetzt. „Aber was wir können ist, uns dieser Geschichte direkt zu stellen.“
Ollongren betonte auch, dass die bosnisch-serbischen Anführer die Schuldigen für den Völkermord waren. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hatten den Serbenführer Radovan Karadzic sowie Ex-General Mladic jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt. An der Gedenkfeier nahmen auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der Hohe Repräsentant Christian Schmidt und die Vizepräsidentin des Bundestages Aydan Özoğuz (SPD) teil.
Im Rahmen der Feier wurden weitere 50 identifizierte Opfer beigesetzt. In Potocari liegen nun 6652 Opfer begraben, 237 wurden auf Wunsch der Familien anderswo beigesetzt, mehr als 1000 gelten als vermisst bzw. noch nicht identifiziert.
dpa/dtj