Mord an armenischem Intellektuellen Hrant Dink bleibt auch nach 15 Jahren rätselhaft

"Gedenken an Hrant Dink in der Türkei" width="696" height="522">
19.01.2022, Türkei, Istanbul: In Gedenken an den Hrant Dink kamen Menschen in Istanbul vor dem ehemaligen Bürogebäude der armenisch-türkischen Wochenzeitung "Agos" zusammen. An der Fassade hängt dabei ein großes Bild Dinks. Hier wurde der Armenier mit türkischer Staatsbürgerschaft vor 15 Jahren auf der Straße ermordet. Foto: Anne Pollmann/dpa

Fünfzehn Jahre nach dem Mord an dem armenischen Journalisten Hrant Dink in der Türkei haben zahlreiche Menschen dem Intellektuellen gedacht und die Aufklärung des Mordes gefordert.

Bis heute habe es keine effektiven Ermittlungen und Verurteilungen gegeben, teilte die Hrant-Dink-Stiftung am Mittwoch mit.

Dink wurde am 19. Januar 2007 vor dem Redaktionsgebäude der von ihm gegründeten und ersten türkisch-armenischen Wochenzeitung „Agos“ in Istanbul erschossen. Er hatte sich unter anderem für Menschenrechte, die Aussöhnung von Türken und Armeniern und die Stärkung der Demokratie eingesetzt. Dink geriet ins Visier von Nationalisten und berichtete vor seiner Ermordung von Drohungen gegen ihn.

Behörden offenbar verwickelt

Der mutmaßliche Attentäter wurde zu knapp 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch Hintermänner wurden bereits verurteilt, vollständig aufgeklärt wurde der Fall jedoch nicht und beschäftigt weiter die Gerichte. Schon früh gab es Hinweise auf eine Verstrickung von Sicherheitskräften und Behörden in den Mord.

Für die Anwälte Dinks stand lange fest, dass Behörden vorab von den Mordplänen wussten. Hrants Tod löste große Bestürzung aus. Auch am Mittwoch wurde zu einer Kundgebung vor dem ehemaligen Redaktionsgebäude aufgerufen.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Schritte zu einer Normalisierung zwischen der Türkei und Armenien sagte der derzeitige Chefredakteur von Agos, Yetvart Danzikyan, der dpa: „Eine Annäherung zwischen den zwei Staaten und die Auswirkung dessen auf die Menschen war Hrants größter Traum. Wäre er noch am Leben, würde er solche Normalisierungen an vorderster Front vorantreiben.“

dpa/dtj