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Ochsenstall-Vergleich: Journalistin in der Türkei verhaftet
Die türkische Journalistin Sedef Kabaş wurde in der Nacht auf Samstag festgenommen. Der Vorwurf: Präsidentenbeleidigung in einer Polit-Talkshow.
Die türkische Fernsehjournalistin Sedef Kabaş sieht sich dem Vorwurf der Präsidentenbeleidigung ausgesetzt. Das teilte ihr Anwalt Uğur Poyraz am Samstagabend auf Twitter mit. Die 52-jährige Moderatorin war in der Nacht zu Samstag von der Istanbuler Polizei in einem Hotel festgenommen und einem Richter vorgeführt worden.
Kabaş war in den letzten Tagen von hochrangigen türkischen Regierungsvertretern, wie dem Innenminister Süleyman Soylu, zur Zielscheibe erklärt worden, nachdem ihre Worte in einer Polit-Talkshow beim Sender TELE1 als Beleidigung gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan aufgefasst worden waren.
Dabei sagte die erfahrene Medienschaffende sinngemäß, dass ein Ochse nicht zum König werde, wenn es einen Palast betrete. Vielmehr würde aus dem Palast ein Stall. Aufgrund dieser Wortwahl nahm die türkische Rundfunkbehörde RTÜK Ermittlungen gegen den Sender auf.
Journalistin nicht zum ersten Mal im Visier
Kabaş geriet aufgrund ihrer kritischen Haltung gegenüber der türkischen Regierung auch schon in der Vergangenheit ins Visier der Behörden. So zum Beispiel 2014, als sie auf Twitter die Einstellung sämtlicher Korruptionsermittlungen unter anderem gegen hochrangige Beamte der regierenden AKP angeprangert hatte. Damals wurde sie kurzzeitig festgenommen und wenig später wieder freigelassen.
Regierungsnahe Medien werfen ihr vor, wie eine Sprecherin der Oppositionspartei CHP zu agieren. Die in London zur Welt gekommene Kabaş war die erste türkische Journalistin, die für CNN International arbeitete. Später moderierte sie mehrere türkische Fernsehsendungen.