Nun doch: Auch Cem Özdemir soll Minister werden

 
 

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir soll Agrarminister in einer künftigen Bundesregierung mit SPD und FDP werden.

Cem Özdemir wird laut der Deutschen Presseagentur neuer Agrarminister. Das gehe aus einem Schreiben von Bundesgeschäftsführer Michael Kellner an Parteimitglieder vom Donnerstagabend hervor.

Grünen-Spitzenpolitiker aus mehreren Bundesländern hatten sich zuvor für den früheren Parteichef als Bundesminister ausgesprochen. Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz twitterte am Donnerstagabend: „Ich kann mir kein Kabinett mit grüner Beteiligung vorstellen, in dem Cem Özdemir nicht dabei ist. Und ich denke: so geht es den allermeisten in diesem Land.“

Realos wollen ihn als Minister sehen

Bayaz und Özdemir sind beide vom Realoflügel der Grünen aus Baden-Württemberg und haben türkische Wurzeln. Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank wünscht sich ihren Parteifreund Özdemir als Bundesminister. „Mir geht es sicher wie sehr, sehr vielen Leuten in diesem Land: Ein Bundeskabinett mit grüner Beteiligung ist ohne Cem Özdemir nur schwer vorstellbar“, twitterte die Wissenschaftssenatorin am Donnerstagabend.

Am Abend dauerten die Personaldiskussionen bei den Grünen an und verzögerten die Urabstimmung der Partei über Koalitionsvertrag und Regierungsmannschaft um einen Tag. Özdemir war auch als Außenminister im Gespräch, diesen Posten bekommt aber dem Anschein nach seine Parteikollegin Annalena Baerbock.

Linker Flügel will stattdessen Hofreiter

Der linke Flügel wehrt sich dem Vernehmen nach gegen die geplante Besetzung eines Ministeramts mit Özdemir, die am Ende den linken Fraktionschef Anton Hofreiter das erhoffte Ministeramt kosten könnte.

Özdemir war von 2008 bis 2018 Bundesvorsitzender und holte bei der Bundestagswahl im September die meisten Stimmen aller erfolgreichen Grünen-Direktkandidaten. Er bekam in seinem Wahlkreis Stuttgart I 40 Prozent der Erststimmen. Damit wurde er im Südwesten sogar Stimmenkönig unter den Direktkandidaten aller Parteien.

Am Anfang der Woche ging aus einem „Focus“-Bericht hervor, dass es im Kabinett keinen Minister und keine Ministerin mit einer Migrationsbiografie geben sollte. Nun erfolgte offensichtlich ein Umdenken in der Koalition. Laut „Bild“ könnte das aber zu einem handfesten Streit bei den Grünen und sogar der Ablehnung des Koalitionsvertrags führen.

dpa/dtj