Afghanistan-Krise: Auch die Türkei zieht ihre Truppen aus Kabul ab

 
 
 
 Lange war unklar, ob das Nato-Mitglied weiter für Sicherheit am Flughafen in Kabul sorgen wird. Nun fordern die Taliban den Abzug der türkischen Truppen – aber auch Hilfe der Türkei.
Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul harren weiter Tausende verzweifelte Menschen bei großer Hitze und teils chaotischem Gedränge aus. © dpa Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul harren weiter Tausende verzweifelte Menschen bei großer Hitze und teils chaotischem Gedränge aus.

Die Türkei zieht ihre Soldaten aus Afghanistan ab. Der Rückzug der türkischen Streitkräfte habe begonnen, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara am Mittwoch mit. Die Soldaten kehrten „mit Stolz“ in ihre Heimat zurück. 

Mit dem Abzug dürfte auch die Option vom Tisch sein, dass die Türkei den internationalen Flughafen in Kabul über das Ende des Nato-Einsatzes hinaus sichert. Darüber waren zunächst Gespräche geführt worden.

Der Flughafen in Kabul wurde bisher unter anderem von türkischen Soldaten im Rahmen des Nato-Einsatzes in Afghanistan gesichert, teils wurde auch der Service für den Flugbetrieb bereitgestellt.

Der sichere Betrieb des Flughafens galt zumindest bis zur Machtübernahme der Taliban – zusammen mit einer medizinischen Versorgung – als Voraussetzung dafür, dass Botschaften und internationale Vertretungen im Land bleiben können.

Die Sicherheitslage rund um den Flughafen von Kabul spitzt sich damit wenige Tage vor dem mutmaßlichen Ende der militärisch gesicherten Evakuierungen erheblich zu. Die deutsche Botschaft in Afghanistan und andere Stellen warnen vor Terrorgefahr rund um den Airport der afghanischen Hauptstadt.

Taliban bitten um technische Unterstützung – bestehen aber auf Abzug

Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Kabul unterwegs seien.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wies auf den steigenden Zeitdruck hin. Das – von ihr nicht näher definierte – Zeitfenster für Evakuierungen werde auch deshalb kleiner, „weil die Bedrohungslage sehr konkret mit Blick auf terroristische Anschläge auf die, die evakuiert werden sollen, aber auch auf die Soldatinnen und Soldaten, größer wird“, sagte die CDU-Politikerin am Mittwochabend im ZDF-„heute journal“.

Die Eroberung Kabuls durch die Taliban durchkreuzte Pläne Ankaras, die Sicherheit am Hauptflughafen des Landes im Rahmen einer von den USA unterstützten Mission zu übernehmen. Die Taliban hatten die Türkei am Mittwochabend (Ortszeit) nach deren Angaben um technische Unterstützung beim Betrieb des Flughafens in Kabul nach dem Abzug ausländischer Truppen gebeten.

Die Taliban bestünden aber zugleich darauf, dass auch die Regierung in Ankara bis zum Ende der Frist am 31. August ihr Militär komplett abziehe, sagten zwei türkische Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters.

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Die Türkei war Teil der Nato-Mission in Afghanistan und hat immer noch Hunderte von Soldaten am Flughafen in Kabul stationiert. Es ist unklar, ob die Türkei dem Ersuchen der Taliban stattgeben wird, wenn ihre Truppen nicht zur Gewährleistung der Sicherheit vor Ort bleiben können.

Jetzt ist zumindest klar: Türkische Soldaten werden nicht dort bleiben. „Die Evakuierung des Personals der türkischen Streitkräfte hat nach verschiedenen Kontakten und einer Bewertung der aktuellen Lage vor Ort begonnen“, teilte das Verteidigungsministerium in einer Erklärung mit. Man habe 1129 Staatsbürger aus Afghanistan evakuiert, hieß es weiter.

US-Botschaft warnt vor Sicherheitsbedrohungen

Die USA wollen ihre Truppen bis kommenden Dienstag aus Afghanistan abziehen – trotz Bitten europäischer Verbündeter um eine Verlängerung des Einsatzes. Gleichzeitig warnt die US-Botschaft in Kabul vor Anschlägen in der afghanischen Hauptstadt, insbesondere um den Flughafen.

„Aufgrund der Sicherheitsbedrohungen vor den Toren des Flughafens Kabul raten wir US-Bürgern, derzeit nicht zum Flughafen zu reisen und die Tore des Flughafens zu meiden“, teilte die US-Botschaft in der Nacht zu Donnerstag mit – ohne die Bedrohungslage genauer zu benennen. Gleichzeitig schwindet die Zeit für die Evakuierungen.

US-Bürger, die sich derzeit am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, sollten das Gebiet „sofort“ verlassen, warnte die US-Vertretung in Kabul. Die britische Regierung forderte Bürgerinnen und Bürger in der Nähe des Flughafens auf, sich an einen sicheren Ort zu begeben und auf weitere Anweisungen zu warten.

Sie sprach in ihren Reisehinweisen am gestrigen Mittwoch von einer „weiterhin hohen Bedrohung durch Terroranschläge“. Die deutsche Botschaft warnte in einem Schreiben an deutsche Staatsbürger vor Schießereien und Terroranschlägen.

Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert. Praktisch täglich versuche ein örtlicher Ableger des IS, den Flughafen anzugreifen, hatte er erklärt. Die Terrormiliz sei auch ein „erklärter Feind“ der militant-islamistischen Taliban.

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