Innerhalb von 15 Tagen“ - Erdogan erfüllt sich Traum und besucht Damaskus
Artikel von Erkan Pehlivan
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kommt nach Damaskus - und das schon bald. Zuvor hatte Erdogan bereits seinen Geheimdienstchef in das Land geschickt.
Ankara/Damaskus - Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geht ein Traum in Erfüllung. „Wir werden so Gott will in der Umayyaden Moschee in Damaskus unser Gebet verrichten“, hatte Erdogan am 5. September 2012 in einer Ansprache gesagt, und das „innerhalb kürzester Zeit“. Ein Jahr zuvor war der Bürgerkrieg in Syrien ausgebrochen, und Erdogan hatte sich auf die Seite der Aufständischen gestellt, obwohl er bis dahin beste Beziehungen zu dem syrischen Machthaber Baschar al Assad pflegte.
Nach einem Bericht der regierungsnahen Zeitung Türkiye unter Berufung auf syrische Quellen soll der Termin für den Besuch von Erdogan in Damaskus feststehen. „Syrische Quellen rechnen mit einem historischen Besuch innerhalb von 15 Tagen“, schreibt das Blatt. „Erdoğan, der mit dem HTS-Führer Abu Mohammed al-Dscholani zusammentreffen wird, wird voraussichtlich auch mit syrischen Turkmenen zusammenkommen“.
Massive Sicherheitsvorkehrungen in Syrien wegen Erdogan-Besuch
Deswegen liefen in dem Land die Sicherheitsvorkehrungen. „Für den Präsidenten wird ein außerordentlicher Luft- und Bodenschutzschild entlang der Linie Hama, Homs und Idlib eingerichtet. Außerdem werden die türkischen Radare aktiviert und der gesamte Luftverkehr kontrolliert“, heißt es in dem Bericht.
In Syrien droht ein Konflikt zwischen der Türkei und USA sowie Israel auf der anderen Seite. © dpa/Maxim Shemetov
Erdogan hatte zuvor den Chef des Geheimdienstes MIT, Ibrahim Kalin, am 12. Dezember nach Damaskus geschickt. In den Videos war zu sehen, wie Kalin die Umayyaden-Moschee verließ und gemeinsam mit Dscholani im Auto fuhr. Erdogans Geheimdienstchef war dabei umringt von schwer bewaffneten Leibwächtern. Die Rede von 2012, in der Erdogan ankündigte, innerhalb kürzester Zeit Damaskus zu besuchen und in der Umayyaden-Moschee zu beten, hatte bei den Kritikern von Erdogan, damals noch Ministerpräsident, jahrelang für Spott gesorgt.
Erdogan baut Einfluss in Syrien aus und setzt Kurden unter Druck
Der zunehmende Einfluss der Türkei in Syrien scheint auch eine Machtdemonstration gegen den Westen zu sein. Erdogan gehört zu den Unterstützern der neuen Machthaber der HTS. Im Norden des Landes (Kurdisch: Rojava) drängt die mit der HTS Verbündete und von der Türkei bewaffnete Syrische Nationalarmee (SNA) die kurdisch dominierte SDF (Syrian Democratic Forces) zurück, die Erdogan mit der verbotenen kurdischer Arbeiterpartei PKK gleichsetzt. Gleichzeitig greift die türkische Luftwaffe immer wieder kurdische Ziele in Nordsyrien an.
Es droht daher ein Konflikt mit den USA und Israel, die die Kurden im Norden des Landes unterstützen. In seinen ersten Amtszeit als Präsident hatte Donald Trump Erdogan vor Angriffen auf die Kurden mit den Worten „sei kein Dummkopf“ gewarnt. Laut israelischem Außenminister Gideon Sa´ar müsse die Sicherheit der kurdischen Minderheit in Syrien gewährleistet werden, die immer noch Angriffen ausgesetzt ist. „Die Kurden haben tapfer gegen die Terromiliz IS gekämpft und die internationale Gemeinschaft muss ihren Schutz vor Angriffen radikaler Islamisten gewährleisten“, lässt der israelische Top-Diplomat über X mitteilen. (erpe)