Assad-Regime wird von Rebellenvormarsch überrumpelt
Von der Türkei unterstützte Milizen unter Führung einer Islamistengruppe meldeten die Einnahme von Aleppo. Regime und Russland greifen sie aus der Luft an
Analyse
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Gudrun Harrer
Das syrische Regime, mitsamt seinen Unterstützern Russland und Iran, schien völlig überrascht: Der Vormarsch der Rebellen aus der Provinz Idlib auf Aleppo, dessen Einnahme sie am Wochenende meldeten, stieß auf so gut wie keinen Widerstand der syrischen Armee. Auch die strategisch entscheidende Autobahn M5 war seit Samstag unter Kontrolle der Rebellen. Mittlerweile haben Regime-Luftangriffe auf Aleppo eingesetzt, an denen auch Russland beteiligt ist.
Am Boden setzen die SDF, die Syrian Democratic Forces, den Rebellengruppen den stärksten Widerstand entgegen, obwohl sie nicht zum Assad-Regime gehören: Die SDF oder Qasad (ihr arabisches Akronym) sind eine von den USA ausgerüstete und trainierte, kurdisch geführte Miliz, die eigentlich für den Kampf gegen den "Islamischen Staat" aufgestellt wurde.
Türkei hinter Rebellen
Die SDF hätten durch einen Sieg der Rebellen viel zu verlieren: Idlib, von wo aus die Rebellengruppen nach Aleppo losmarschiert sind, wird von der Türkei kontrolliert. Der sogenannte Rebellen-"Operationsraum" Al-Fath al-Mubin, eine Dachorganisation verschiedener Gruppen, wird von der Türkei unterstützt, manche sagen gelenkt. Ankara hat es auf die kurdische Autonomie in Nordostsyrien, also auf die SDF, abgesehen: Die türkischen Angriffe auf Nordostsyrien haben zuletzt stark zugenommen.
Fotos zeigten Jihadisten auch auf dem Weg in Richtung Hama.