Angriff mit Messer in Solingen: Innenminister Herbert Reul ist fassungslos
Während in den Straßen und Gassen der Solinger Innenstadt nach dem flüchtigen Messerstecher gefahndet wird, steht die Stadt unter Schock.
Es dauerte bis weit, weit nach Mitternacht, ehe sich NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in Solingen an die Presse wandte. Solange brauchten die Einsatzleiter, um ihrem Dienstherrn einen groben Überblick über die chaotische Lage vor Ort geben zu können.
Zwei der Opfer sollen aus Solingen stammen, eines aus Düsseldorf, teilt die Polizei mit. Reul zeigte sich gegenüber Medienvertretern fassungslos: "Das haut einen aus den Schuhen. Man will das gar nicht wahrhaben, was man hier am Tatort sieht. Es ist bedrückend. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verletzten. Wir können jetzt nur beten, dass es die Schwerverletzten schaffen.“
Drei Tote, mindestens fünf Schwerverletzte, vielen Menschen unter Schock und in Panik. Und nicht zuletzt: Ein Messermörder auf der Flucht, der ganz offensichtlich zu allem bereit ist. SEK-Einheiten sind ihm auf den Fersen, aber derzeit fehlt von dem Unbekannten noch jede Spur.
Vorgehen spricht laut Reul für Anschlag
Das Vorgehen des Täters spreche für einen Anschlag, so Reul weiter. Diese Vorstellung macht die Lage für die Menschen in Solingen nach beängstigender. Festivalbesucherin Jasmin Herger erzählt kopfschüttelnd, wie sie durch eine Ansage von der Bühne "von jetzt auf gleich" erfahren hat, dass ein paar Meter neben ihr Menschen erstochen wurden und der Täter flüchtig ist: "Ich kann also quasi jederzeit von hinten ein Messer in die Halsschlagader bekommen", meint sie. Sie hoffe, ein Taxi nach Hause zu bekommen, wo ihre drei Kinder auf sie warten würden: "Ich will ja nicht, dass es denen künftig an der Mama fehlt".
Reul: Wir können nur besser werden in der Früherkennung
Die Frage, was die Politik gegen Attacken wie diese tun kann, weist der Innenminister in dieser Nacht zunächst von sich. "Wissen Sie, in solchen Momenten, unter uns gesagt, hab' ich keine Lust darüber nachzudenken. Was, hätte, wäre, wenn und so weiter. Wir machen in der Polizei und im Verfassungsschutz in den letzten Jahren unendlich viel, um solche Taten zu verhindern."
Das wichtigste sei, so Reul weiter, frühzeitig mitzubekommen, wenn sich irgendwo etwas zusammenbraut. Aber: "Ich kenne keinen Wahrsager, der uns da helfen könnte. Es wird immer weiter solche Situationen geben, fürchte ich. Wir können immer nur besser werden in der Früherkennung, das ist das Entscheidende."