Bêmal“: Doku erinnert an Völkermord an den Jesiden

         Von dpa

Bêmal bedeutet heimatlos. Die Doku von Düzen Tekkal umd David Körzdörfer behandelt den Genozid an den Jesiden. Zehn Jahre sind bereits seit den Gräueltaten des IS vergangen, die Wunden sind aber nach wie vor frisch. Quelle: Radio Bremen
 Am 3. August 2024 jährte sich der Völkermord des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) an den Jesidinnen und Jesiden zum zehnten Mal. Diese Gräueltaten, die 2014 begannen, waren ein brutaler Versuch, eine gesamte religiöse Minderheit auszulöschen – und nicht der erste. Tausende von Jesiden wurden getötet, verschleppt, versklavt oder zur Flucht gezwungen. Der Völkermord ist nicht nur ein traumatisches Kapitel in der Geschichte der Jesiden, sondern auch ein erschreckendes Zeugnis von Menschenrechtsverletzungen und religiöser Intoleranz.

Die Jesiden, eine kurdischsprachige religiöse Minderheit mit einer Jahrtausende alten Tradition, wurden vom IS als „Ungläubige“ gebrandmarkt. Mindestens 5.000 Jesidinnen und Jesiden verloren ihr Leben durch die Gewalt der Terroristen. Unbestätigte Zahlen sprechen sogar von mehr als 10.000 Toten. Tausende Frauen und Kinder wurden verschleppt und als Sklaven verkauft, ihre Familien zerrissen, ihre Gemeinschaft zerstört. Die Jesiden, die fliehen konnten, fanden sich oft in überfüllten Flüchtlingslagern wieder, weit entfernt von ihrer Heimat und ihrer vertrauten Umgebung.

Inmitten dieser anhaltenden Tragödie erzählt der Film „Bêmal“, was so viel wie „Heimatlos“ bedeutet, die bewegenden Geschichten von Überlebenden. Den Film haben die jesidische Journalistin Düzen Tekkal und der Filmemacher David Körzdörfer produziert. Tekkal war 2014 als Kriegsreporterin in den Irak gegangen, um über den Völkermord zu berichten. Als sie nach Deutschland zurückkehrte, hatte sich ihr Leben verändert. Sie wurde zu einer Menschenrechtsaktivistin und arbeitet seither daran, dass das Leid der Jesidinnen und Jesiden weltweit anerkannt wird.

Ein Film, um das Massaker zu bezeugen

Im Film, der in der ARD-Mediathek zu sehen ist, werden die Stimmen der Schwestern Jihan und Sawsan sowie vier jesidischer Geschwisterpaare zum Leben erweckt. Sie berichten von ihrer Gefangenschaft, der erlittenen Gewalt und der Demütigung, die sie ertragen mussten. Doch ebenso erzählen sie von ihrem ungebrochenen Lebensmut und ihrem Streben nach Freiheit.

 

Die Geschichten in „Bêmal“ betonen die Würde jedes Einzelnen und die tiefe Sehnsucht der Jesiden, die in den letzten Jahrhundert vor allem durch sunnitische Muslime immer wieder verfolgt, vertrieben und massakriert wurden, nach Frieden und einer sicheren Zukunft. Die Protagonisten des Films schildern nicht nur die Schrecken, die sie erlitten haben, sondern auch ihren Willen, das Leben neu zu beginnen und sich eine neue Heimat aufzubauen, nachdem ihnen ihre alte entrissen wurde. Der Film gibt einen eindrucksvollen Einblick in das Schicksal dieser tapferen Gemeinschaft.

Anhaltende Herausforderungen und Hoffnungen

Zehn Jahre nach dem Genozid leben viele Überlebende immer noch unter unsicheren Bedingungen. Die Rückkehr in ihre Heimatregionen im Irak ist oft unmöglich, da diese Gebiete nach wie vor instabil sind. Viele Jesiden befinden sich in einem rechtlichen und wirtschaftlichen Schwebezustand, ohne Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Beschäftigung.

Dennoch gibt es Hoffnung. Initiativen zur Unterstützung der Jesiden und zur Anerkennung des Völkermords auf internationaler Ebene gewinnen an Bedeutung. Die Gemeinschaft arbeitet daran, ihre Kultur und Traditionen zu bewahren und gleichzeitig neue Wege für eine sichere und friedliche Zukunft zu finden.

Der Völkermord an den Jesidinnen und Jesiden bleibt ein Mahnmal für die internationale Gemeinschaft. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Opfer nicht zu vergessen und den Überlebenden eine Stimme zu geben. „Bêmal“ leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Welt an die Gräueltaten zu erinnern und den Mut derjenigen zu würdigen, die trotz aller Widrigkeiten nach vorne schauen. Es ist ein Aufruf, die Menschenrechte zu verteidigen und die Vielfalt und Würde jeder Gemeinschaft zu respektieren.