Jahrestag der türkischen Invasion: Erdoğan hält Wiedervereinigung Zyperns für unmöglich

Von dpa

Vor 50 Jahren marschierte die Türkei im Norden Zyperns ein. Heute sagt der türkische Präsident, Gespräche über eine Wiedervereinigung seien "für niemanden von Nutzen".
 
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Feier mit militärischem Aufmarsch auf der nördlichen Seite, Trauer auf der südlichen Seite: Vor 50 Jahren fand auf Zypern die türkische Invasion statt. ©
Dogukan Keskinkilic/​Anadolu/​Getty Images

 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am 50. Jahrestag der türkischen Invasion in Zypern neue Gespräche über eine Wiedervereinigung des Landes abgelehnt. "Wir glauben, dass eine föderale Lösung auf Zypern nicht möglich ist", sagte er bei Feierlichkeiten zum Jahrestag im türkisch kontrollierten Teil der Hauptstadt Nikosia. Der Norden Zyperns ist seit 1974 türkisch besetzt und bildet die nur von der Türkei anerkannte Republik Nordzypern.

Es sei "für niemanden von Nutzen", wenn die jüngsten Gespräche über eine zyprische Wiedervereinigung wiederaufgenommen würden, sagte der türkische Präsident weiter. Diese fanden unter UN-Vermittlung statt und wurden im Jahr 2017 abgebrochen. Die Türkei sei zwar bereit, über "einen dauerhaften Frieden und eine Lösung" zu verhandeln, hierfür müsse aber die türkisch-zyprische Seite mit der griechisch-zyprischen "gleichberechtigt am Tisch sitzen". Im Jahr 2021 hatte Erdoğan gesagt, er befürworte eine fortgesetzte Teilung Zyperns in einen türkischen Nord- und einen griechischen Südteil.

Griechisch-zyprischer Teil hofft auf Wiedervereinigung

Auf der anderen Seite der Demarkationslinie beging man den Jahrestag mit Trauer. Nikos Christodoulides, Staatschef der griechischsprachigen Republik Zypern im Südteil der Insel, sagte, für die Zyprer gebe es "keine andere Option" als die Wiedervereinigung. Er strebe einen gemeinsamen zyprischen Staat mit einer Föderation beider Sprachgruppen an.

Zypern

"Was auch immer Herr Erdoğan und seine Vertreter in den besetzten Gebieten tun oder sagen, die Türkei ist auch 50 Jahre später noch für die Verletzung der Menschenrechte des gesamten zyprischen Volkes und für die Verletzung des Völkerrechts verantwortlich", sagte er. Seine Regierung wolle weiterhin "alles tun, was möglich ist, um unser Land zu befreien und zu vereinen".

Unterstützung von Ursula von der Leyen

Anlässlich des Jahrestages sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Zypern Unterstützung zu bei den Bemühungen um die Wiedervereinigung der Insel. Man unterstütze die territoriale Integrität und Souveränität Zyperns, schrieb sie auf der Onlineplattform X. 

"Die Zypernfrage ist eine europäische. Wir werden Zypern weiterhin entschlossen bei den Bemühungen unterstützen, den letzten geteilten EU-Mitgliedstaat im Einklang mit den einschlägigen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates wieder zu vereinen", teilte von der Leyen mit.

Historischer Konflikt zwischen Griechenland und Türkei

1974 startete die türkische Armee die sogenannte Operation Atilla. Am 20. Juli des Jahres waren die ersten türkischen Truppen im Norden Zyperns gelandet. Die Regierung in Ankara rechtfertigt die Invasion mit dem Schutz der türkischen Minderheit. Zuvor hatten Offiziere der griechisch-zyprischen Nationalgarde den orthodoxen Erzbischof Makarios aus dem Amt des Präsidenten der Republik Zypern gejagt. Sie wurde von der damals in Griechenland regierenden Militärjunta unterstützt. Das Ziel war eine Vereinigung der Insel mit Griechenland, gegen die sich die türkischen Zyprioten

Im Laufe ihrer Invasion eroberte die Türkei ein Drittel des Gebiets der Mittelmeerinsel, rund 40 Prozent der Bevölkerung wurden vertrieben. Seit dem türkischen Einmarsch ist die Insel politisch geteilt. Ein halbes Jahrhundert nach den Kämpfen gelten nach Angaben des zyprischen Vermisstenkomitees bis heute 750 griechischstämmige und 200 türkischstämmige Zyprer als vermisst.

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