EM 2024: Mesut Özil in der Entourage von Recep Tayyip Erdoğan beim Spiel gegen die Niederlande

Kein Spiel während der EM ist politischer aufgeladen als das Viertelfinale der Türken gegen die Niederlande. Mitten in der »Wolfsgruß«-Debatte reist der türkische Präsident Erdoğan nach Deutschland – in Manndeckung von Mesut Özil.

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                                              EM 2024: Mesut Özil in der Entourage von Recep Tayyip Erdoğan beim Spiel gegen die Niederlande © Sebastian Christoph Gollnow / dpa

 

Er landete erst kurz vor dem Anpfiff in Berlin und fuhr mit dem Maybach direkt vom Flughafen ins Olympiastadion: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verfolgt die Viertelfinalpartie der Türkei gegen die Niederlande am Samstag auf der Tribüne des Olympiastadions im dunklen Anzug mit roter Krawatte an der Seite seiner Frau Emine.

Direkt hinter ihm hat sich der frühere deutsche Nationalspieler Mesut Özil platziert. Die beiden haben seit längerem eine enge Beziehung. Vor der WM 2018 ließ sich Özil mit Erdoğan während dessen Wahlkampf fotografieren. Nach der anschließenden Kontroverse um das Bild, in der sich nachvollziehbare Kritik mit rassistischen Anfeindungen mischte, verkündete Özil seinen Rücktritt aus der Nationalelf. Erdoğan wurde später sein Trauzeuge.

Das Viertelfinale in Berlin ist politisch heftig aufgeladen. Zahlreiche türkische Fans haben vor dem EM-Viertelfinale ihrer Mannschaft gegen die Niederlande im Berliner Olympiastadion den sogenannten Wolfsgruß gezeigt. Während der Nationalhymne war die umstrittene Geste am Samstagabend vermehrt auf den Tribünen zu sehen. Ultras hatten nach der Diskussion um den türkischen Nationalspieler Merih Demiral im Vorfeld dazu aufgerufen.

»Keine Plattform für politische Botschaften«

Die türkischen Fans waren per Lautsprecherdurchsagen aufgefordert worden, sich individuell zum Stadion zu bewegen. Bereits rund eine Stunde zuvor hatten die Beamten den Fanmarsch ein erstes Mal unterbrochen und an die türkischen Fans appelliert, das Zeigen der Geste zu unterlassen. Ein Fanmarsch sei »keine Plattform für politische Botschaften«, schrieb die Polizei.

Durch die Debatte rund um den Wolfsgruß, ein Handzeichen und Symbol der türkischen rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation »Graue Wölfe«, erhielt die Partie enorme Brisanz. Demiral hatte die Geste im Achtelfinale gegen Österreich (2:1) beim Torjubel gezeigt und war daraufhin von der Uefa für zwei Spiele gesperrt worden. Der Vorfall schlug hohe Wellen: Deutschland und die Türkei bestellten die jeweiligen Botschafter ein.

Auch Özil sorgte mit einem Bild bei Instagram für Aufsehen und heizte die Wolfsgruß-Debatte weiter an. Er teilte ein Foto des umstrittenen Jubels des türkischen Nationalspielers Merih Demiral. Versehen war es mit einer Anfeuerung für die Türkei.

Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung unter Präsident Erdoğan ist.

Durch den Wolfsgruß-Wirbel war die Stimmung vor der Partie angespannt. »Diese voreingenommene und unfaire Entscheidung hat unsere gesamte Nation zutiefst enttäuscht«, hatte Verbandspräsident Mehmet Büyükeksi in einer Verbandsmitteilung gesagt.

Özil hatte bereits im vergangenen Jahr mit einem Foto für Aufsehen gesorgt, das ihn mit einer Tätowierung auf der Brust mit drei Halbmonden und einem heulenden Wolf zeigte. Auch diese Symbole werden den »Grauen Wölfen« zugeordnet.