Deutsch-Türken in Istanbul besonders unbeliebt?

Menschen passieren eine Unterführung der Galata-Brücke in Istanbul. Foto: Khalil Hamra/AP/dpa
 
Galoppierende Inflation und wachsende Armut: Während Istanbul als Touristenmagnet neue Rekorde bricht, leidet die einheimische Bevölkerung unter der wirtschaftlichen Misere. Besonders unbeliebt sind laut einem Bericht Deutsch-Türken, die in die Türkei reisen oder sich dort niedergelassen haben. 

Die Werbevideos auf Instagram zeigen Istanbul als pulsierende Stadt des Vergnügens: Party, Shopping, Essen gehen. Doch für viele Einheimische ist dieser Lebensstil in unerreichbare Ferne gerückt. Der Alltag in der Stadt wird für viele immer unerschwinglicher. Die Preise für Lebensmittel, Mieten und Co. steigen und steigen.

Im Jahr 2023 war Istanbul die meistbesuchte Stadt der Welt. Über 20 Millionen Touristen besuchten die Metropole. Besonders viele Touristen kamen aus Russland, Deutschland und Saudi-Arabien. Während das eigentlich eine gute Nachricht für die Wirtschaft der Stadt ist, fühlen sich die Einheimischen abgehängt.

Die Rolle der Deutsch-Türken

Die galoppierende Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten machen es den Istanbulerinnen und Istanbulern zunehmend schwer, in ihrer eigenen Stadt zu leben. Die türkische Regierung scheint das wenig zu interessieren. Sie unterstützt den Tourismusboom strategisch: Der neue Mega-Flughafen im Nordwesten Istanbuls, der seit 2018 in Betrieb ist, und ein neues Kreuzfahrtterminal in Karaköy zeigen das ganz plakativ. Auch der Tourismus-Claim „Go Türkiye“ und Hochglanzvideos auf Social Media tragen zur Anziehungskraft des Landes bei.

 

Besonders unbeliebt sind laut einem Bericht von „t-online“ Deutsch-Türken, die regelmäßig in die Türkei reisten oder sich dort niedergelassen hätten. Viele von ihnen hätten bei den Präsidentschaftswahlen für Recep Tayyip Erdoğan votiert und damit den wirtschaftlichen Schlingerkurs der Türkei mitbestimmt. In der Türkei gibt es immer wieder Stimmen, die das Wahlrecht im Ausland in Frage stellen.

Mit ihren in Euro verdienten Einkommen könnten sie es sich relativ günstig in der Türkei gut gehen lassen und sogar Immobilien kaufen. Das heize den Unmut der einheimischen Bevölkerung an. Schließlich könnten sie sich den Lebensstil leisten, den viele Einheimische missen. Fakt ist allerdings, dass es bei den Preisen kaum noch Unterschiede zwischen den beiden Ländern gibt. Die Kaufkraft der Deutsch-Türken ist längst nicht mehr so groß wie noch vor ein paar Jahren.

Überlebensstrategien: Profitieren mit Airbnb?

Die Auswirkungen der Inflation bekommen daher auch sie zu spüren. Die Preise für öffentliche Verkehrsmittel sind um 50 Prozent gestiegen, Steuern und Abgaben auf Kraftstoffe sowie der Kauf von Autos und Immobilien wurden erhöht. Und trotz dieser Belastungen sind die Lokale oft voll. Einheimische sieht man dort eher selten.

Dass gleichzeitig immer mehr Einheimische versuchen, durch die Vermietung von Wohnungen auf Plattformen wie Airbnb vom Tourismusboom zu profitieren, verschärft die Wohnsituation weiter. Ankara erscheint angesichts der sich zuspitzenden Lage planlos. Streit ist so vorprogrammiert.