Studie: Ausländische Arbeitnehmende kommen gern nach Deutschland
In der Wirtschaft häufen sich die Klagen über einen Niedergang der deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Für den Arbeitsmarkt gilt das offenbar (noch) nicht. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie. Die Details.
Deutschland ist nach einer internationalen Umfrage für ausländische Arbeitnehmer nach wie vor attraktiv. In der am Mittwoch veröffentlichten Befragung von 150.000 Arbeitnehmenden aus 188 Ländern liegt Deutschland in der Rangliste der beliebtesten Arbeitsstandorte auf Platz fünf und ist damit das erste nicht-englischsprachige Land hinter Australien, den USA, Kanada und Großbritannien. Am beliebtesten zeigt sich Deutschland bei Arbeitskräften aus Bosnien und Herzegowina sowie der Türkei, gefolgt von umzugswilligen Menschen aus Pakistan, Ungarn und Ghana auf den Rängen 3 bis 5.
Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group, die Stellenbörse Stepstone sowie deren Dachverband The Network veröffentlichten die Studie, die hier einzusehen ist, am Mittwoch. In Deutschland lebende Arbeitnehmende hingegen zieht es demnach in der Regel nicht in die Ferne. Befragt wurden die Teilnehmende von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres. In der Vergangenheit hatte es Studien gegeben, in denen Deutschland als eher unattraktiv eingestuft wurde.
Arbeitnehmende bleiben gern in Deutschland
Nach der neuen Studie war im internationalen Schnitt ein knappes Viertel der Befragten aktiv auf der Suche nach einem Job im Ausland, und über 60 Prozent wären grundsätzlich bereit zu einem Umzug in ein anderes Land. Im mehrjährigen Vergleich hat die Bundesrepublik dabei offenbar etwas an Anziehungskraft verloren: 2018 hatte Deutschland noch Rang zwei belegt.
Vergleichsweise sesshaft sind laut Umfrage hingegen die Arbeitnehmende in Deutschland: Nach einem Auslandsjob suchten demnach lediglich sieben Prozent der 14.000 hierzulande Befragten, darunter neben Einheimischen auch Einwanderer. Als bevorzugte Ziele wurden die Schweiz und Österreich genannt.
35 % der in der Türkei Befragten sind bereit, für die Arbeit ins Ausland zu ziehen
Das ist auch im Vergleich mit Italien, Großbritannien oder den USA eine eher niedrige Quote, denn dort erklärte jeweils ein mehr als doppelt so hoher Anteil, im Ausland arbeiten zu wollen. Am höchsten ist die Bereitschaft zur Arbeitsmigration demnach in mehreren afrikanischen Staaten, an der Spitze Ghana mit 74 Prozent. In Indien waren es 54 Prozent, in der Türkei 35 Prozent.
Dies gilt laut Umfrage auch für Hochqualifizierte: Gesondert ausgewertet wurde die Antworten der Akademiker in den jeweiligen Ländern, deren Wechselbereitschaft ins Ausland sich demnach nur geringfügig von Arbeitnehmenden ohne Studienabschluss unterscheidet. Weltweit beliebteste Stadt ist laut Umfrage London vor Amsterdam und Dubai. Berlin liegt mit Platz sechs ebenfalls auf einem der vorderen Plätze.
Attraktive Arbeitsbedingungen als Pull-Faktor
Entscheidendes Kriterium bei einem Wechsel ins Ausland ist demnach für die große Mehrheit der Befragten aber nicht das Land oder eine bestimmte Metropole, sondern die Attraktivität des Stellenangebots. Im Wettbewerb um Arbeitskräfte aus dem Ausland würden die Unternehmen gewinnen, die aus dem Ausland kommenden Arbeitnehmern attraktive Arbeitsbedingungen und organisatorische Hilfestellung böten, sagte BCG-Berater Jens Baier, einer der Studienautoren.
Als Beispiel nannte Baier das Beantragen von Arbeitserlaubnissen. „Und das ist leider häufig noch immer sehr mühsam in Deutschland.“