Erdogan trifft Hamas-Führer: Schönes Wochenende mit dem Terroristen

            Geschichte von Stephan-Andreas Casdorff/Tagesspiegel
 
Freundschaftliche Beziehungen zu einem, der das Massaker an Israelis befahl? Der türkische Präsident provoziert wieder einmal die westliche Staatengemeinschaft. Das geht so nicht weiter.
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                                                             Alte Freunde: Präsident Recep Tayyip Erdogan und der Hamas-Terrorist Ismail Haniyeh. © Foto: REUTERS

 

 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan entwickelt sich endgültig zu einem Paria der Zivilgesellschaften. Jetzt ließ Erdogan wissen, er werde Ismail Haniyeh treffen, den in Katar ansässigen Führer der Terrororganisation Hamas. Ein ganzes Wochenende soll dieser sein Gast sein.

„Führer der palästinensischen Sache“ nennt Erdogan Haniyeh. Er hat freundschaftliche Beziehungen zu Haniyeh aufgebaut. Letzte Woche sprach Erdogan dem 62-Jährigen sein Beileid zum Tod von drei Söhnen und einigen Enkelkindern bei einem israelischen Angriff in Gaza aus.

Erdogan ist zu einem der schärfsten Kritiker Israels geworden. Er bezeichnet es als „Terrorstaat“ und wirft ihm vor, in Gaza einen „Völkermord“ zu begehen. Die Hamas hingegen ist für ihn eine „Widerstandsgruppe“, die Terroristen sind „Befreier“ oder „Mudschaheddin“, die für ihr Land kämpfen.

Über sich selbst sagt der türkische Präsident derweil martialisch: „Selbst, wenn nur ich, Tayyip Erdogan, übrig bleibe, werde ich, solange Gott mir mein Leben gibt, weitermachen, um den palästinensischen Kampf zu verteidigen und die Stimme des unterdrückten palästinensischen Volkes zu sein.“

Zu den Geiseln der Terroristen kein Wort

Dass die Hamas den Krieg und das enorme Leid im Gazastreifen sofort beenden kann, wenn sie die Waffen niedergelegt, ist dem Präsidenten dagegen bisher kein Wort wert gewesen. Und dass er sich angesichts seiner ausgeprägten Kontakte bei der Hamas um die Freilassung der israelischen Geiseln bemühen würde, ist nicht bekannt geworden. Mehr als 130 sind noch in der Hand der Hamas.

Erdogan scheut inzwischen keine Provokation der westlichen Welt und der Nato-Verbündeten mehr. Experten werfen ihm vor, sogar harmlose Oppositionelle, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben, auf die Interpolliste setzen zu lassen, damit die im Urlaub in Spanien oder Italien festgenommen werden. Es dauert dann Wochen oder Monate, bis diese unschuldigen Menschen von den Gerichten dort freigelassen werden.

Hamas-Führer aber, die für schlimmste Massaker und Verbrechen verantwortlich sind, werden durch Nato-Mitglied Türkei und dessen Präsidenten wie Staatspolitiker behandelt. Dieses Verhalten wirkt wie das eines Regimes und Recep Tayyip Erdogan längst wie ein Autokrat. Dass das nicht ohne Konsequenzen bleiben kann, schon um Nachahmer abzuschrecken, müssen die westlichen demokratischen Partner ihm dringend klarmachen. Noch vor dem Wochenende.