Israel: Ex-Premier Yair Lapid attackiert Benjamin Netanyahu

                                          von der Spiegel

Israels Ex-Premier Yair Lapid kritisiert Amtsinhaber Netanyahu scharf. Unter dessen Führung habe sich das Land radikalisiert und einen »vollständigen Verlust« seiner militärischen Abschreckungsfähigkeit erlebt.

 

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                                                     Israel: Ex-Premier Yair Lapid attackiert Benjamin Netanyahu © Jacquelyn Martin / AP

 

Yair Lapid hat Benjamin Netanyahu infolge des iranischen Großangriffs scharf attackiert. Der israelische Oppositionspolitiker erklärte via X, unter der Führung des israelischen Premiers habe Israel einen »vollständigen Verlust« seiner militärischen Abschreckungsfähigkeit erlebt.

Netanyahu habe Israel »Trümmerhaufen von Beeri bis Kirjat Schmona« beschert, schrieb Lapid weiter. Er bezog sich damit auf den beim Hamas-Großangriff auf Israel am 7. Oktober verwüsteten Kibbuz im Süden Israels und die seit Monaten regelmäßig unter Beschuss der schiitischen Hisbollah-Miliz stehende Stadt im Norden des Landes nahe der Grenze zum Libanon.

Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte von seinem Staatsgebiet aus direkt Israel angegriffen. Israel, die USA und weitere Verbündete sowie Jordanien wehrten fast alle der mehr als 300 von Teheran abgefeuerten Drohnen, Raketen und Marschflugkörper ab.

Lapid machte Netanyahu zudem für die Zunahme der Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland verantwortlich. Unter der Verantwortung des Regierungschefs sei die »Gewalt jüdischer Terroristen außer Kontrolle geraten«.

Infolge des Krieges im Gazastreifen hat auch die Gewalt im Westjordanland zugenommen. Mindestens 462 Palästinenser wurden offiziellen palästinensischen Angaben zufolge von der israelischen Armee oder von israelischen Siedlern seither getötet. Das Westjordanland wird seit 1967 von Israel besetzt.

Lapid, der vor Netanyahus erneuter Amtsübernahme zeitweise selbst israelischer Regierungschef gewesen war, schrieb zudem: »Wenn wir diese Regierung nicht aus dem Amt kriegen, wird uns das in den Ruin treiben.«

In den vergangenen Wochen haben in Israel die bereits vor dem 7. Oktober häufig stattfindenden Proteste gegen die Regierung Netanyahu wieder deutlich an Fahrt aufgenommen.