Studie: Handlungsbedarf bei Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund
Eine Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) sieht Handlungsbedarf bei der Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund mit Blick auf schulische und berufliche Bildung. Der demografische Wandel stelle den Arbeitsmarkt "schon jetzt vor große Herausforderungen", erklärte BIB-Direktorin Katharina Spieß am Mittwoch in Wiesbaden. Um dem zu begegnen, sei es nötig, "die vielfältigen Potenziale von Menschen mit Migrationshintergrund bestmöglich zu nutzen".
Deutliche Unterschiede gibt es laut der Analyse zwischen Frauen und Männern mit Blick auf Vollzeitbeschäftigung - unabhängig vom Migrationshintergrund. So waren im Jahr 2022 rund 88 Prozent der erwerbstätigen Männer und lediglich 52 Prozent der erwerbstätigen Frauen mit Migrationshintergrund in Vollzeit tätig. Bei den Menschen ohne Migrationshintergrund waren es 90 Prozent der Männer und 52 Prozent der Frauen.
Die BIB-Publikation wertete auch Daten zur frühkindlichen Bildung aus. So besuchen Kinder unter drei Jahren mit Migrationshintergrund seltener eine Bildungs- und Betreuungseinrichtung als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Mit zunehmendem Alter steige ihr Anteil jedoch an und erreiche mit fünf Jahren 82 Prozent.
Bei Jugendlichen im Alter von 15 Jahren zeige sich insbesondere bei Mädchen mit Migrationshintergrund ein Trend zu höherwertigen Schulabschlüssen. Zwischen 2013 und 2022 stieg der Anteil von Gymnasiastinnen von 30 auf 38 Prozent. Bei gleichaltrigen Mädchen ohne Migrationshintergrund liege der Vergleichswert für 2022 mit 47 Prozent allerdings noch höher. Ähnliche Unterschiede zeigen sich demnach für männliche Jugendliche, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
Auch mit Blick auf den Schulabschluss zeigten die Daten Unterschiede auf. Demnach hatten 46 Prozent der 25-jährigen Männer und 59 Prozent der Frauen im gleichen Alter mit Migrationshintergrund 2022 die Schule mit dem Abitur abgeschlossen. Gleichaltrige beider Geschlechter ohne Migrationshintergrund kämen allerdings noch immer auf einen knapp zehn Prozentpunkte höheren Anteil.
Das BIB erklärte, dass ein Ausbau der frühkindlichen Bildung sowohl den Spracherwerb als auch die Integration fördern würde. Eine stärkere Nutzung von institutionellen Betreuungsangeboten könne insbesondere Mütter entlasten und ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern, hieß es weiter. Die Publikation "Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund neu entdecken" entstand in Zusammenarbeit mit Bundesinnen- und -familienministerium.
tbh/cfm