Türkische Gemeinde Berlin über Partei Dava: „Sie wird von vielen Deutschen Unterstützung erhalten

Geschichte von Sophie-Marie Schulz/ Berliner Zeitung

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                                                Die Türkische Gemeinde begrüßt Dava als neue Partei. © Christoph Reichwein/dpa

 

 

Noch ist die türkische Gruppierung Dava offiziell keine Partei. Trotzdem wird sie bereits als solche bezeichnet, will sie bei den Europa- und Bundestagswahlen antreten. Kritiker sehen in Dava, ausgeschrieben Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch, den Versuch der Einflussnahme des türkischen Präsidenten Erdogan.

Die Türkische Gemeinde Berlin vertritt eine ganz andere Meinung. Sie übt ebenfalls Kritik, aber nicht an Dava, sondern an der Bundesregierung. Zudem erhebt sie schwere Vorwürfe gegen „einige deutsche Medien“.

Deutsche Politiker bezeichneten die Gruppe als „türkische AfD“, und Eren Güvercin, Mitglied der Deutschen Islamkonferenz und stellvertretender Bundesvorsitzender des FDP-nahen Vereins Liberale Vielfalt, sagte gegenüber der Berliner Zeitung, dass man die türkische Partei nicht unterschätzen sollte.

Yüksel Aslan, der stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Berlin, bestätigte der Berliner Zeitung, dass die mediale Berichterstattung über Dava in der türkischen Gemeinde wahrgenommen wurde. Dennoch scheint sich die Türkische Gemeinde Berlin über die Gründung zu freuen. Denn „leider“ fühlten sich die „türkischstämmigen Deutschen zu einem großen Teil“ nicht von den „etablierten Parteien wie CDU, CSU und SPD“ repräsentiert, hieß es.

Weiter hieß es, dass die „Wünsche und Anforderungen dieser Bürgerinnen und Bürger seit 63 Jahren seitens der deutschen Politik nicht berücksichtigt und wahrgenommen“ wurden. Aber nicht nur die Politik, auch die „deutschen Medien“ haben sich, so die Türkische Gemeinde, „nicht gekümmert und ihre Forderungen ignoriert“.

Ob Dava sich in Deutschland etablieren wird, kann sie nach eigenen Angaben allerdings nicht einschätzen. „Aber ihren Kandidaten und ihrem Parteiprogramm nach zu urteilen, werden sie diesmal nicht nur von Türken und Arabern, sondern auch von vielen Deutschen Unterstützung erhalten“, sagt Yüksel Aslan.

Eine potenzielle Spaltung innerhalb der türkischen Community – zwischen konservativen und modernen Türken – sieht die Gemeinde nicht. „Wir sind mehr besorgt über den zunehmenden Rassismus in der deutschen Bürokratie, Politik und Medien sowie über die sich verschlechternde Wirtschaft in Deutschland“, entgegnet Aslan.

Und was sagen türkische Erdogan-Kritiker zu Dava? Laut Aslan wird „in der türkischen Community in Berlin nicht“ darüber gesprochen. „Denn die überwiegende Mehrheit der türkischen Gesellschaft ist der Meinung, dass diese Behauptung von einigen deutschen Medien und Politikern bewusst gegen diese Partei verbreitet und aufgestellt wurde und es nicht nötig ist, darüber zu diskutieren“, führt Aslan aus.

Zudem gebe es weitere Themen, die in der Gemeinde diskutiert werden, unter anderem die „Inkompetenz deutscher Politik“ im Zusammenhang mit Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit.