Gewalt im türkischen Wahlkampf: Massenschlägerei in Wahllokal in den Niederlanden
Artikel von Steffen Lüdke
Geschrei, Panik und Chaos«: In einem türkischen Wahllokal in Amsterdam ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen – die Polizei musste einschreiten. Mindestens zwei Menschen wurden verletzt.
Eine Woche vor der Präsidentschaftswahl in der Türkei haben sich zahlreiche Menschen in einem türkischen Wahllokal in den Niederlanden eine Massenschlägerei geliefert. Mindestens zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben am Sonntagabend bei der Auseinandersetzung mit etwa 300 Beteiligten in einem Kongresszentrum in Amsterdam verletzt.
Laut Polizei wurden die Beamten am Abend vom Organisator der Stimmabgabe im Amsterdamer Kongresszentrum RAI alarmiert, »dass die Situation außer Kontrolle gerät«. Vor Ort hätten die Einsatzkräfte eine »chaotische Lage« vorgefunden.
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Geschrei, Panik und Chaos«
Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender NOS zufolge war ein Streit zwischen Vertretern gegnerischer türkischer Parteien Auslöser der Massenschlägerei kurz vor der abendlichen Schließung des Wahllokals. »Es gab Geschrei, Panik und Chaos«, sagte ein Augenzeuge dem Sender.
Erst Stunden nach Einsatzbeginn kehrte Polizeiangaben und Medienberichten zufolge wieder Ruhe im Kongresszentrum ein. Es werde wegen möglicher Straftaten ermittelt, erklärte die Polizei. In der Türkei wird am 14. Mai gewählt, im Ausland können türkische Staatsbürger schon jetzt abstimmen. In den Niederlanden schlossen die Wahllokale am Sonntag, in Deutschland sind sie bis zum 9. Mai geöffnet.
Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei sind richtungsweisend: Recep Tayyip Erdoğan reagiert das Land seit 20 Jahren, erst als Ministerpräsident, seit 2014 als Präsident. Einige Beobachter fürchten, dass er die Türkei im Falle eines erneuten Wahlsiegs in eine Diktatur verwandeln könnte. Doch bislang liegt Erdoğans Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu, ein Sozialdemokrat, in den meisten Umfragen vorne.
Zuletzt kam es auch in der Türkei im Wahlkampf zu Gewalt. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu, der im Fall eines Wahlsiegs der Opposition türkischer Vizepräsident werden soll, wurde am Sonntag in Ostanatolien von einem Mob attackiert, sein Bus mit Steinen beworfen (lesen Sie hier mehr dazu). Zuvor war auch schon Kılıçdaroğlu bedrängt worden.