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Erdogan lässt vom Erdbeben getroffene Kurdengebiete bombardieren
Artikel von Alexander Eser-Ruperti
Erdogan lässt vom Erdbeben getroffene Kurdengebiete bombardieren
Trotz des verheerenden Erdbebens in der Region setzt das türkische Militär seine Angriffe auf kurdische Gebiete in Nordsyrien fort.
Ankara – Erst nach und nach werden die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens in der Türkei und Syrien in ihrem vollen Umfang deutlich. Insgesamt 46.000 Helferinnen und Helfer befinden sich im Einsatz, es gibt Berichte über mehrere tausend Tote, viele Menschen werden weiterhin vermisst. Inmitten der humanitären Notlage soll die Türkei kurdisch kontrollierte Gebiete in Nordsyrien angegriffen haben. Wird die humanitäre Katastrophe vor Ort mutwillig verschlimmert?
Erdbeben in der Türkei und Syrien: Türkei bombardiert betroffene Kurdengebiete in Nordsyrien
Trotz der katastrophalen Auswirkungen des Erdbebens in der Türkei und Syrien hat das türkische Militär offenbar in der Nacht zum Dienstag, dem 07. Februar, die vom Beben betroffene nordsyrische Region um Tal Rifaat attackiert. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, in dieser Gegend hätten viele kurdische Vertriebene aus der Region Afrin Schutz gesucht.
Der Menschenrechtler findet klare Worte: „Es ist skandalös, dass ein Nato-Staat eine h
Sengör sieht das Düzce-Beben (Stärke 5,9) als Vorboten eines bevorstehenden schweren Erdbebens am Bosporus. Im Anschluss hatte Sengör dem Sender Habertürk gesagt, dies sei „vielleicht die letzte Chance einer Warnung“. Dem Interviewer empfahl er gar: „Ziehen Sie weg aus dem Zentrum Istanbuls!“ Neben Italien und Griechenland ist die Türkei in Europa besonders erdbebengefährdet.
Erdbeben in Istanbul laut Experten „ziemlich nah“
Drastische Worte, von einem, der es wissen muss, und die er jetzt - nach dem Erdbeben in der Südost-Türkei - bei Habertürk wiederholte. „In Istanbul wird es ein Erdbeben geben, das ähnlich heftig wird, wie das jetzige. Unsere anfängliche Schätzung war 7,8 Magnitude“, sagte Sengör. „Es ist ziemlich nah“.
Seine Prognosen sind jetzt von Wissenschaftlern des Deutschen GeoForschungsZentrums untermauert worden. Das Team um Patrizia Martínez-Garzón konnte mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) viele kleinere Beben in der Gegend um die im Marmarameer gelegene Halbinsel Armutlu südlich von Istanbul identifizieren und auswerten, die bislang in den Messdaten verborgen blieben.
Forscher machen mithilfe von Künstlicher Intelligenz besorgniserregende Beobachtung
In Bohrlöchern wurden Seismometer platziert, welche die lokale Seismizität aufzeichneten. Mittels KI-Analyse wurde erstmals ein „starker Einfluss der gezeitenbedingten Wasserstandsänderungen auf die lokale Seismizität“ nachgewiesen, berichtete Martínez-Garzón dem TV-Sender Welt.
Die Daten zeigen: Die Zahl der kleinen Erdbeben steigt, wenn der Meeresspiegel nach einem Absinken wieder ansteigt. Die Schwankungen des Meeresspiegels konnten allerdings erst durch den Einsatz von KI entdeckt werden. Dieser Effekt bereitet den Forschern Sorge. „Wenn bereits solch geringe Spannungsschwankungen aufgrund von Veränderungen des Meeresspiegels ausreichen, um Seismizität auszulösen, könnte dies darauf hindeuten, dass die lokalen Verwerfungen in Armutlu kurz vor dem Versagen stehen“, bilanziert Martínez-Garzón.
Erwartetes schweres Erdbeben um Istanbul könnte bis zu 100.000 Todesopfer fordern
Die Region um Armutlu und Istanbul ist Teil des nordanatolischen Verwerfungssystems. Der Hauptarm der Verwerfung erstreckt sich direkt zwischen Istanbul und Armutlu. Zuletzt hatte sich dort 1999 ein Beben der Stärke 7,6 ereignet, das rund 20.000 Menschenleben forderte. Ein Erdbeben in der Region wäre auch heute verheerend. Allein in Istanbul leben rund 16 Millionen Menschen.
Nach einer Studie der Stiftung für urbane Transformation (Kentsev) könnte ein Beben der Stärke 7,1 bis 7,7 491.000 der 1,2 Millionen Gebäude in Istanbul zerstören. Etwa 13.000 Häuser könnten völlig einstürzen. Prognosen über Todesopfer liegen zwischen 40.000 und 100.000. Beim Beben im Südosten der Türkei und Syrien wurden bislang mehr als 11.000 Todesopfer gezählt (Stand: Mittwochmittag, 8. Februar). (mt)