Özdemir erstmals in Brüssel: Waldschutz ganz oben auf der Agenda

 
 
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13.12.2021, Belgien, Brüssel: Virginijus Sinkevicius (l-r), EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei, und Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, sprechen mit Luis Planas Puchades, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei von Spanien, während eines Treffens der EU-Landwirtschaftsminister im Gebäude des Europäischen Rates. Die EU-Ministerinnen und Minister streben eine politische Einigung über die Fangmöglichkeiten und Quoten für die wichtigsten Bestände der EU für das Jahr 2022 an. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

Der Schutz und Erhalt bestehender Wälder soll nach dem Willen des neuen Landwirtschaftsministers Cem Özdemir künftig bei „allen internationalen Handelsabkommen“ garantiert werden.

Die aktive Zerstörung der Wälder sei katastrophal für den Klimaschutz, sagte er am Montag in Brüssel bei einem Treffen der EU-Agrarministerinnen und -minister. „Deshalb müssen wir uns nicht nur für den Schutz der Wälder in Deutschland einsetzen, sondern global auf dem ganzen Planeten.“ Als konkretes Beispiel nannte Özdemir das Handelsabkommen Mercosur.

Über den Aufbau der Freihandelszone zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur war im Sommer 2019 nach jahrelangen Verhandlungen eine politische Grundsatzeinigung erzielt worden. Der Deal wird allerdings nun von mehreren EU-Staaten wie Frankreich oder Österreich wieder infrage gestellt.

Keine Produkte auf Kosten von Wäldern

Kritiker befürchten, dass europäische Landwirte künftig in einen gnadenlosen Preiskampf gezwungen werden könnten und gleichzeitig die Regenwaldzerstörung in Südamerika befeuert wird. Die EU-Kommission verweist hingegen unter anderem darauf, dass das Abkommen Unternehmen in der EU schätzungsweise jährlich vier Milliarden Euro an Zöllen ersparen und die Exporte ankurbeln könnte.

Die EU-Kommission hatte Mitte November einen Gesetzesvorschlag präsentiert, wonach Soja und Palmöl, aber auch andere Produkte, für die Regenwaldfläche neu gerodet wurde, nicht mehr in die Europäische Union gelassen werden sollen. „Das trifft sich auch mit den Interessen der neuen Koalition in Berlin“, so Özdemir.

Studie über Brustbeinbrüche bei Legehennen

Özdemir sieht darüber hinaus die Ergebnisse einer Studie zu Brustbeinbrüchen bei Legehennen „mit großer Besorgnis“. Der Grünen-Politiker verwies am Rande des Treffens auf eine Studie aus Dänemark, wonach 85 Prozent der Legehennen Brustbeinbrüche aufweisen, unabhängig von der Haltungsform. „Die Ursache, soweit man das heute sagen kann, ist vermutlich genetisch bedingt. Die Zucht scheint eine wichtige Rolle zu spielen“, so Özdemir.

Wie er bei seiner Amtseinführung betont habe, sehe er sich auch als obersten Tierschützer Deutschlands, so Özdemir. „Wenn man sich das Recht nimmt, Tiere zu nutzen, dann hat man auch die Pflicht, die Tiere bestmöglich zu schützen“, sagte er. Deswegen solle geprüft werden, was in Deutschland bei dem Thema getan werden müsse.

Wie die Universität Kopenhagen in einer Pressemitteilung schrieb, liegt der Brustbeinbruch „allem Anschein nach“ daran, dass große Eier von innen auf den Körper der Hennen drücken. Generell könne festgestellt werden, dass das Problem größer werde, je größer die Eier und je kleiner die Hühner seien. Die Körper seien zu stark belastet, da die Hennen darauf gezüchtet würden, klein zu sein, aber viele große Eier zu legen.

dpa/dtj