Die Amtszeit von Hafize Gaye Erkan als Gouverneurin der türkischen Zentralbank währte keine acht Monate.
Nach ihrem Rücktritt infolge von Korruptionsvorwürfen rückt ihr bisheriger Stellvertreter Fathi Karahan auf.
Der Spiegel
Die türkische Zentralbank erhält abermals einen neuen Chef. Vizegouverneur Fatih Karahan löst die bisherige Chefin Hafize Gaye Erkan ab, die am Freitag nach weniger als acht Monaten überraschend zurücktrat. Die frühere Finanzmanagerin, die mit mehreren Zinserhöhungen eine Kehrtwende in der Geldpolitik eingeleitet hatte, nannte persönliche Gründe für ihren Rücktritt. Sie sei Ziel einer Rufschädigungskampagne geworden und wolle ihre Familie und ihr knapp anderthalbjähriges Kind schützen, erklärte Erkan.
Erkan beendete die ultralockere Geldpolitik
Seit Erkans Amtsübernahme im Juni 2023 war die Zentralbank von einer ultralockeren Geldpolitik auf einen scharfen Straffungskurs umgeschwenkt. Sie hatte den Leitzins in mehreren Schritten auf 45 Prozent von seinerzeit 8,5 Prozent erhöht. Erdoğan, der sich als »Zinsfeind« bezeichnet hat, hatte Erkan selbst ernannt. Sie hatte nach Studienabschlüssen in den USA Karriere an der Wall Street und in Führungsetagen von US-Finanzunternehmen gemacht und war die erste Frau an der Spitze der türkischen Notenbank. Diese hat nun binnen fünf Jahren ebensoviele Wechsel an der Spitze erlebt, nachdem Erdoğan Erkans vier Amtsvorgänger jeweils entlassen hatte.
or Erkan hatte die Zentralbank auf Erdoğans Geheiß mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben wollen. Als Folge hatte die Landeswährung Lira drastisch abgewertet, was wiederum das Inflationsproblem verschärfte. Die Türkei muss viele Waren und Rohstoffe aus dem Ausland importieren, die durch die schwache Lira immer teurer wurden. Vor wenigen Tagen hatte die Zentralbank erklärt, der Leitzins solle auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben, bis ein signifikanter Rückgang von Teuerung und Inflationserwartungen erreicht werde.